Medienkonzerne in den USA: Zwei gegen Trump

Der US-Verlag Meredith kauft das „Time“-Magazin und bekommt Geld von den erzkonservativen Koch-Brüdern. Das hat Folgen für den US-Medienmarkt.

Mehrere Menschen laufen mit Plakaten vor sich eine Straße entlang, sie haben ihre Gesichter mit Bildern anderer Gesichter verdeckt

2013 protestierten Journalisten gegen die Koch-Brüder, die versucht hatten, die „Los Angeles Times“ zu kaufen Foto: imago/ZUMA Press

In den USA bauen die Konservativen ihre Medienmacht aus: Das liberale New Yorker Traditionshaus Time wird an den Verlag Meredith aus Iowa verkauft. An diesem Transfer sind im Hintergrund auch die erzkonservativen Koch-Brüder beteiligt, die zu den reichsten Menschen der Welt zählen und die Republikaner regelmäßig mit Millionenspenden unterstützen.

Das Verlagshaus Time publiziert vor allem das gleichnamige Politmagazin sowie Titel wie Fortune, People und Sports Illustrated. Der Verlag war in Schwierigkeiten geraten, weil die Anzeigenerlöse stetig sinken und die Leser ins Internet abwandern. Allein im vergangenen Quartal nahm der Umsatz um weitere neun Prozent ab.

Meredith wiederum ist vor allem mit Lifestyle-Magazinen groß geworden, die sich an die weibliche Leserschaft richten. Der beliebteste Titel ist Better Homes and Gardens. Durch die Time-Übernahme wird Meredith künftig etwa 200 Millionen Kunden in den USA erreichen.

Die Time-Aktionäre erhalten 18,50 Dollar pro Aktie, obwohl der Börsenkurs zuletzt nur noch bei 16,90 Dollar notierte. Gleichzeitig übernimmt Meredith die Schulden des Time-Konzerns, so dass der Kaufpreis insgesamt bei etwa 2,8 Milliarden Dollar liegt.

Da Meredith selbst aber nur 2,7 Milliarden Dollar wert ist, hätte das Verlagshaus allein die Übernahme nicht stemmen können. Die Koch-Brüder füllten die Lücke – und steuerten über ihre Investmentfirma Koch Equity Development (KED) 650 Millionen Dollar bei.

Demokratie als Diebstahl

Bisher waren Charles und David Koch nicht auf dem Medienmarkt aktiv. Ihre Milliarden haben sie vor allem in der Öl- und Chemieindustrie verdient. Auch künftig wollen sich die Koch-Brüder angeblich zurückhalten und keinen Einfluss auf ihre neu erworbenen Magazine nehmen. „Dies ist eine passive Finanzinvestition“, versicherte ein Sprecher.

Fast alle Republikaner im US-Kongress hängen am Koch-Geld. Außer einer: Donald Trump

Doch Skepsis ist angebracht: Die Koch-Brüder versuchen schon seit Längerem, ins Mediengeschäft einzusteigen. Zuletzt wollten sie die Zeitungen Los Angeles Times und Chicago Tribune kaufen. Dagegen gab es Proteste.

Die Koch-Brüder verfolgen eine eigene politische Agenda: Sie sind sogenannte „Libertäre“. Der Staat ist ihnen verhasst, und Demokratie betrachten sie als „Diebstahl“, weil die Mehrheit der Wähler die Minderheit der Reichen zwingen kann, Steuern zu zahlen. Selbst Ronald Reagan war ihnen nicht rechts genug: Bei den Wahlen 1980 trat David Koch mit einer eigenen Partei gegen ihn an – erhielt aber nur 1,1 Prozent der Stimmen.

Diese politische Pleite hat die Koch-Brüder nicht beirrt, aber fortan setzten sie ausschließlich auf indirekte Einflussnahme. Ihr libertäres Imperium ist inzwischen zu einem „Kochtopus“ herangewachsen, wie es seine Gegner nennen. Wie eine Krake mit zahllosen Tentakeln infiltriert es die US-Gesellschaft. Die Brüder sponsern immer neue Denkfabriken, Zeitschriften, Universitäten, Professuren und Tea-Party-Politiker. Mit Erfolg. Fast alle Republikaner im Kongress sind direkt oder indirekt vom Koch-Geld abhängig – und folgen ihrer Losung, dass der Staat möglichst abzuschaffen sei.

Trump ist ihnen zu liberal

Im Jahr 2016 passierte allerdings ein Unfall: Donald Trump. Er zerstörte lang gehegte Koch-Pläne, als er sich in den republikanischen Vorwahlen gegen die Tea-Party-Kandidaten durchsetzte und US-Präsident wurde. Die Koch-Brüder halten Trump für unberechenbar – und vor allem für zu liberal.

Charles Koch befand, dass die Wahl zwischen Trump und Clinton „wie eine Wahl zwischen Krebs und Herzinfarkt“ sei. Trump wiederum ließ wissen, dass er der Einzige sei, den die Kochs nicht kaufen könnten. Er sei schließlich selbst Milliardär: „Ich will ihr Geld nicht und auch sonst nichts von ihnen.“

Bald dürfte der konservative Medienkrieg in die nächste Runde gehen: Time Warner und AT&T wollen fusionieren, was das US-Justizministerium mit einer Wettbewerbsklage zu verhindern sucht. Das geheime Ziel könnte sein, Time Warner zu zwingen, den liberalen Fernsehsender CNN abzuspalten – und getrennt zu verkaufen. Konservative Interessenten stehen schon bereit.

Dies wäre ganz in Trumps Sinne: Seit seinem Amtsantritt behauptet er, dass CNN nur „Fake News“ über ihn verbreiten würden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.