Materialien zur Flucht: König Pelasgos und Frontex

Aus der Gesprächsreihe zur Inszenierung „Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen“ am Schauspiel Leipzig ist eine Publikation entstanden.

Schauspieler auf der Bühne

Szene aus „Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen“ am Schauspiel Leipzig Foto: Bettina Stöß

LEIPZIG taz | „Nie soll mein Volk sagen: Er schützte Fremde – und verdarb dadurch sein Land!“ Eine Sorge, die viele Politiker zu haben scheinen, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht. Der griechische Dichter Aischylos hat diese Sorge schon im fünften Jahrhundert vor Christus einem Politiker in den Mund gelegt; in seiner klassischen Tragödie „Die Schutzflehenden“ geht es um eine Gruppe Frauen, die Zuflucht sucht. Sie fliehen aus Ägypten über das Meer nach Griechenland und verwickeln den dortigen König in ein moralisch-politisches Dilemma.

Ich will von Unheil lieber gar nichts wissen als zu viel.“ (König Pelasgos, Aischylos)

Das Schauspiel Leipzig hat das Stück mit einem Text der Schriftstellerin Elfriede Jelinek verknüpft und „Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen“ vor genau einem Jahr, im Oktober 2015, uraufgeführt. Nach jeder Aufführung fanden begleitende Gespräche zum Thema Flucht statt, die sind nun als Sammelband erschienen.

Welches Land können betreten wir? Keines.“ (Schutzflehende, Aischylos)

Die Gespräche wurden moderiert von Jens Bisky (SZ); Gäste waren zum Beispiel zwei Journalisten. Sie haben Frontex besucht – die für die Aufrechterhaltung der EU-Außengrenzen verantwortliche Behörde – und haben von ihrer Recherche erzählt. Außerdem kamen Historiker, die über das Thema „Flucht in der Antike“ gesprochen haben; und Leipzigs Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst mit Fakten zur Situation in der Stadt.

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Es wird nicht geschehen. Es ist nicht. Wir sind gar nicht da. Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da.“ (Schutzbefohlene, Jelinek)

Im Vorwort bezeichnen Regisseur Enrico Lübbe und Dramaturg Torsten Buß den vorliegenden Band als „Materialsammlung“. So seien die Gesprächsrunden zuvor auch schon entstanden: als Wunsch, die eigenen Recherchen offenzulegen und einen Resonanzboden zu bieten. Das Buch „Du weißt ja nicht, was die Zukunft bringt“ versammelt somit Ansätze darüber, wie man über Flucht sprechen kann – ungewöhnlich und unaufgeregt.

Wage nicht, tatenlos hinzublicken!“ (Schutzflehende, Aischylos)

Jens Bisky, Enrico Lübbe und Torsten Buß (Hg.): „Du weißt ja nicht, was die Zukunft bringt. Die Expertengespräche zu ‚Die Schutzflehenden/Die Schutzbefohlenen‘ am Schauspiel Leipzig“. Theater der Zeit 2016.

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