Männerfußball-Bundesliga, 19. Spieltag: Werder kommt stark zurück

Werder Bremen gleicht gegen Hertha BSC einen Rückstand aus. Das lag an der Moral der Mannschaft – und an den erfolgreichen Debüts zweier Neuzugänge.

Unhaltbar: Dem Ball von Fin Bartels kann Hertha-Keeper Almenning Jarstein nur hinterhergucken Foto: Carmen Jaspersen/dpa

BREMEN taz | Zahlenmystiker hätten ihre Freude an diesem Endstand: Drittletzter gegen Dritten, Endstand 3:3. Für Fußballfreunde ist es vor allem ein spannendes Ergebnis, noch dazu, wenn das Spiel, das es hervorgebracht hat, so reich an überraschenden Wendungen und spektakulären Aktionen war wie die Partie Werder Bremen gegen Hertha BSC.

Zweimal kämpften sich die Bremer nach einem Zwei-Tore-Rückstand zurück ins Spiel und bestätigten damit die Erkenntnis der Vorrunde: Bis auf Bayern München und Borussia Dortmund spielen in der Bundesliga im Moment alle Mannschaften fast auf Augenhöhe.

Auch für Werder und Hertha BSC waren die Ausgangsbedingungen vor der Saison vergleichbar: Beide Klubs pendelten in den vergangenen Jahren zwischen Mittelmaß und Abstiegskampf, beide werden mit Viktor Skripnik und Pal Dardai von jungen Trainern aus dem eigenen Stall trainiert. Zudem verfügen beide über einen ausgeglichenen Kader, deren einzige Stars in der Spitze stehen: Claudio Pizarro und Vedad Ibisevic. Umso mehr stellte sich für die Bremer Fans die Frage: „Wieso stehen die da oben in der Tabelle und wir hier unten?“

Berliner sind abgebrühter
Viktor Skripnik, Werder-Trainer

„Diese Mannschaft steigt nicht ab“

Für die Antwort brauchten die Berliner keine 45 Minuten: Sie sind eingespielter, selbstbewusster, abgebrühter und effektiver. Das heißt alles nicht, dass sie besser spielen – im Gegenteil, bis zur Hertha-Führung nach einer halben Stunde durch einen 25-Meter-Schuss von Darida kombinierte Werder flüssiger, war druckvoller und hatte hinten scheinbar alles im Griff.

Letztlich prallten die Versuche aber allesamt an einer völlig unaufgeregt agierenden Hertha-Maschinerie ab, die nach und nach mehr Räume im Mittelfeld erarbeitete und die Bremer zu Fehlern zwang.

Vor dem Freistoßtreffer von Marvin Plattenhardt (42.) zum 0:2 verübte Santiago Garcia ein überflüssiges Foulspiel an der Strafraumgrenze und Torwart Felix Wiedwald bekam bei beiden Treffern die Fäuste zu spät hoch.

Bremen zeigte Kernkompetenz

Nach der Pause zeigten dann aber die Bremer wie schon beim Auswärtssieg auf Schalke in der Vorwoche ihre Kernkompetenz: Sie finden nach Rückschlägen oft die passende Antwort. Trainer Skripnik reagierte auf das massive Dreier-Mittelfeld der Berliner – mit dem die Bremer in der ersten Hälfte nach Aussage von Kapitän Clemens Fritz nicht zurechtgekommen waren – und stärkte durch die Hereinnahme von Fin Bartels das eigene Zentrum: „Wir wollten durch die Mitte marschieren, um auf Außen Platz für Flanken zu schaffen“, sagte Skripnik. Bartels war es dann auch, der mit einem feinen Solo den 1:2-Anschlusstreffer (67.) erzielte.

Dass die Bremer nach der erneuten Zwei-Tore-Führung durch Salomon Kalou (71.) noch einmal zurückkamen, lag auch am gelungenen Debüt der beiden Wintertransfers. Im Abwehrzentrum spielte die Chelsea-Leihgabe Papy Djilobodji sicher und abgeklärt und eröffnete mit präzisen langen Bällen zahlreiche Gefahrenmomente.

Der in der 63. Minute eingewechselte Lazlo Kleinheisler sorgte für mehr Lücken im Zentrum. Die Folge war ein Doppelschlag von Routinier Claudio Pizarro, der erst einen an Anthony Ujah begangenen Strafstoß verwandelte (75.) und dann einen Kopfball von Gracia mit den Haarspitzen verlängerte (77.).

Der Auftritt der Neuen

Der Auftritt der Neuen zeigte, dass sich Werder im Winter trotz der Abgänge von Assani Lukimya und Felix Kroos verstärkt hat – zumal die dritte Neuerwerbung, Mittelfeldspieler Sambou Yatabare aus Mali, noch gar nicht im Kader stand.

Als größtes Pfund im Abstiegskampf feierten die Bremer aber wieder einmal ihre Moral: „Jeder hat sich in die Zweikämpfe geschmissen, als wäre es der letzte der Saison“, sagte Fin Bartels. Und Trainer Skripnik sagte entschlossen: „Diese Mannschaft steigt nicht ab.“

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