Linke Nastic über Pflegenotstand: „Pflege muss besser bezahlt werden“

Statt Aufrüstung bedürfe es der Verbesserung unseres Gesundheitswesens, sagt die Linke Zaklin Nastic. Berufe in der Pflege müssten wieder ansprechender werden.

Ein Pfleger zieht sich Gummihandschuhe an.

Kommt wegen Überlastung oft zu kurz: Hygiene Foto: dpa

taz: Frau Nastic, in Hamburg herrscht derzeit ein massiver Mangel an Pflegekräften. Was sind die Gründe dafür?

Zaklin Nastic: Die Krankenhäuser sind zunehmend privatisiert worden. In den Krankenhäusern ist die Ausstattung schlecht, die Löhne fallen gering aus und die Mitarbeiter leiden an einer chronischen Überlastung. Zum Vergleich: In den USA kommen im Durchschnitt fünf Patienten auf eine Pflegekraft, in Deutschland hingegen sind es dreizehn Patienten.

Haben Sie selbst schon mal schlechte Erfahrungen mit der Pflege gemacht?

Ja, in einem Fall wurden zum Beispiel Medikamente vertauscht. In einem anderen Fall ist eine einzige Pflegekraft nachts für die gesamte Station zuständig gewesen. Auch bei der Hygiene gibt es Verbesserungsbedarf. Das Pflegepersonal war zwar freundlich, aber vollkommen überlastet.

An welchen Stellen besteht Veränderungsbedarf?

Das Gesundheitssystem darf nicht an Profiten orientiert sein! Es gehört vollständig in die öffentliche Hand und muss staatlich organisiert werden. Natürlich ist es wichtig, dass mehr Pflegepersonal eingestellt wird.

Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um Berufe in der Pflege wieder attraktiver zu gestalten?

Pflegeberufe müssen besser bezahlt werden. Auch sollte Menschen in Pflegeberufen deutlich mehr Anerkennung gezollt werden; denn die Menschen, die in der Pflege arbeiten sind immerhin diejenigen, die sich um unsere eigene Gesundheit kümmern, und um die unserer Angehörigen.

38, ist Hamburger Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke.

Die Linke vertritt die Ansicht, um den Pflegenotstand zu bekämpfen, müsse die Aufrüstung gestoppt werden. Wie hängen Pflege und Panzer zusammen?

Die entscheidende Frage ist, wie die Prioritäten gesetzt werden. Sollen künftig fast achtzig Milliarden Euro für den Militäretat und für Kriegswerkzeug ausgegeben werden oder für die Gesundheitsversorgung der eigenen Bevölkerung?

Ist diese Kritik nicht zu verkürzt, um eine Lösung zu bieten?

Es geht ja nicht darum, das eine gegen das andere aufzuwiegen. Aber die Menschen, die für Frieden und Schutz des Lebens eintreten, kämpfen auch für ein gutes Gesundheitssystem. Beide Bereiche stehen dicht beieinander.

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