Liebeserklärungen an Summer Food: So schmeckt der Sommer

Pommes im Schwimmbad, wohltemperierte Gazpacho und Stracciatella-Eis mit dem perfekten Schoko-Anteil: fünf Huldigungen an Speisen für die langen, heißen Tage.

Erdbeeren in einer Schale, auf einem Tuch, auf einer Holzfläche

So schmeckt der Sommer Foto: photocase/katrinshine

Ein mentaler Italienurlaub

Vorhin erst wieder, in der Mittagspause, habe ich ein Stracciatella-Eis gegessen, eine Kugel im Hörnchen. Und da war es wieder, das Gefühl, in diesem Moment nicht in Berlin zu sein, sondern am Lago Maggiore in Italien.

Zugegeben, in Italien rollen sie die Kugel Eis nicht so peinlich streng auf die Waffelöffnung wie in Deutschland. Sie schieben – man könnte es schmieren nennen, wenn das nicht eine Riesensauerei suggerieren würde – das Eis mit einem Spatel auf einen trapezähnlichen Waffelzapfen, einen Zapfen, der die eher selten zutreffende Bezeichnung „eine Tüte Eis“ mal so was von verdient.

Eine Kugel Stracciatella ist ein mentaler Italienkurzurlaub. Dafür braucht es natürlich die genau richtige Mischung aus Vollmilcheis und Schokoraspeln. Fatal, wenn von einem nicht genug da ist, besonders fatal, wenn es zu wenig Schokolade ist. Ob die Mischung perfekt ist, erkennt man übrigens daran, dass man sich zwar über jedes Schokostückchen aufs Neue freut, dass man aber keine nagende Angst verspürt, es könnte das letzte gewesen sein. Hanna Voß

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Knister, ritsch-ratsch, Tüte auf, schhhhh

Die Fruchtkaltschale, überhaupt die kalte Suppe, ist ein uraltes Gericht. Wahrscheinlich stammt sie aus der Zeit, als die Menschen noch über keinerlei Möglichkeiten verfügten, Wasser zu erhitzen. Sehr alt also.

Zugleich dürfte die Kaltschale eines der ersten Gerichte gewesen sein, das mit der Absicht entwickelt wurde, der Hausfrau – denn fast nur um die ging es ja, wenn es früher darum ging, irgendwas mit Lebensmittelzubereitung zu machen – die Arbeit zu erleichtern. Die Geschichte der Instant-Kaltschale ist also auch schon wieder recht alt.

Was aber durch all die Zeiten geblieben ist: So eine Instant-Kaltschale – knister, ritsch-ratsch, Tüte auf, schhhhh, Inhalt in Schüssel, Wasser drauf, rühren, fertig – ist ein wunderbares Sommergericht, kühl und erfrischend, wenn auch nur 2,1 Prozent gefriergetrocknete Sauerkirschstücke darin sind wie in der „Komet Fruchtkaltschale Sauerkirsche“.

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Fühlen Sie sich ermuntert und bereiten Sie eine zu. Sie werden sich schon beim ersten Löffel sommerlich leicht fühlen. Felix Zimmermann

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Olé, oléoléolé!

Mitten in der Ära des Smoothies, in der alles in den Mixer darf, was bei drei noch an den Bäumen hängt, droht dieses Gericht zwischen die Schneidblätter zu geraten. Erinnert sich noch jemand an Gazpacho? Genau, die kalte Tomaten-Paprika-Suppe aus Spanien. Nicht einfach nur flüssiges Gemüse, richtig gemacht die Oléoléoléolé-Version

Ich bereite sie in den kühlen Morgenstunden zu: Paprika, Gurken, Tomaten und Stangensellerie kommen zusammen in den Mixer. Und als Geschmacksbooster Chili, getrocknete Tomaten, Anchovis, Sojasauce oder ein Schuss Wodka, ach was, am besten von allem etwas. Für Sämigkeit und zur Abrundung kommt noch trockenes Brot dazu.

Gazpacho muss ziehen, um richtig Geschmack zu entwickeln – drei Stunden mindestens. Für ein bisschen Crunch kann man Schinkenchips drüberstreuen, frittierte Algen aus dem Asiamarkt oder selbst eine Handvoll Kapern in Öl ausbacken. Dauert drei Minuten. Das Tolle an der Suppe: Sie macht Heißhunger, auch in flimmernder Hitze. Man sollte einen nächsten Gang parat haben. Jörn Kabisch

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Knackig-ölige Sexiness

Es gibt kein anderes Grundnahrungsmittel, das derart talentiert darin ist, immer neue Aggregatzustände anzunehmen: die Kartoffel, der Formwandler unter den Lebensmitteln. Flüssig, matschig, glitschig, gebraten, gebacken – sie kann alles, darf alles. Am besten aber schmeckt sie in Stifte geschnitten, frittiert und gesalzen.

Pommes gehören zum Schwimmbadbesuch wie das Handtuch (nicht umsonst teilen sich die Wörter Pommes und Sommer so viele Buchstaben). Deshalb verkörpern sie auch im Winter noch knackig-ölige Sexiness. Sie helfen bei Seekrankheit, Liebeskummer und Kater, und ich würde mein Kind ohne zu zögern mit zweitem Namen Fritz nennen, wenn mir ein erster einfiele, der sich mit „Pomm“ abkürzen lässt.

Schwer auch, Pommes zu versauen. Aber es geht. Mit Firlefanz wie Zimtketchup oder gar einem kompletten Austausch des Rohstoffes. Memo: Stifte aus Süßkartoffeln sind keine Pommes, sondern ein Dessert! Und Country Fries, Kartoffelecken, Wedges oder Spiralpommes nur alberne Variationen. Franziska Seyboldt

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Rot soll alles sein

Ferien im Sommer, Barfußlaufen im Garten und Erdbeeren auf der Zunge – das ist ein Dreigestirn mit Botschaft: Das Leben ist schön. Nicht nur, dass die Erdbeere gut schmeckt, sie ist auch perfekt für den Verzehr in rauen Mengen: auf Geburtstagstorten, im Eisbecher oder einfach pur. Die kleinen gelben Nüsschen auf ihrer Oberfläche geben ihr den nötigen Biss. Die Erdbeere ist die Königin des Sommers.

Als ich klein war, prägte sie sogar meine Kleiderwahl. Rot sollte alles sein, rot wie die Erdbeere. Auch Fertigeis, ­Joghurts und Süßigkeiten wählte ich immer in dieser Geschmacksrichtung. Doch die sind meist nur eine rosa verwässerte Erdbeerparodie, genau wie Import-Erdbeeren im Winter eher Konzept sind als Genuss.

Das ist in Ordnung. Denn noch ist ja Saison, noch scheint die Sonne stark genug, um die Beeren strahlend rot und ihr Aroma süß und fruchtig zu machen. In zwei Monaten wird das vorüber sein. So erinnert die Erdbeere auch stets daran, dass es Dinge gibt, die man zur rechten Zeit tun muss. Johanna Kleibl

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