Lehrer fallen durch eigene Prüfungen: Setzen, sechs!

Peinlich: Im nigerianischen Bundesstaat Kaduna scheitern drei Viertel der Grundschullehrer an ihren eigenen Prüfungen – das war nicht immer so.

Liebe Lehrer, nehmt euch ein Beispiel an Dr. Alban. Der schwedische Zahnarzt mit nigerianischen Wurzeln hat seinen Doktor gemacht. Bild: Screenshot: youtube

COTONOU taz | Sie sollten die Grundrechenarten beherrschen, kopfrechnen können, einfache Textaufgaben verstehen und lösen sowie ein wenig Basiswissen über nigerianische Literatur haben: Grundschüler der vierten Klasse in Nigeria, und ihre Lehrer erst recht. Zumindest im Bundesstaat Kaduna ist das offenbar anders.

In dem mehrheitlich muslimischen Bundesstaat sind nach einem Bericht der Zeitung Daily Trust gerade 1.300 Grundschullehrer durch einen Mathe- und Literaturtest gefallen, der eigentlich für ihre Schüler zum Abschluss des vierten Grundschuljahres bestimmt ist.

Teilgenommen hatten 1.600 Lehrer. Genau einer von ihnen erreichte 75 Prozent. 1.300 Lehrer aber konnten nicht einmal jede vierte Aufgabe richtig lösen. Wenig tröstend ist, dass das Ergebnis für die 1.800 Grundschüler noch schlechter ausfällt.

Ganz überraschend ist das nicht. Erst im November waren 2.000 nigerianische Lehrer mit gefälschten Zeugnissen aufgeflogen, die nie hätten Lehrer werden dürfen. Etwa die Hälfte von ihnen hatte gar keine Qualifikation. Ein Jahr zuvor, so ein Bericht der Tageszeitung Vanguard, wurden schon einmal 18.000 Lehrer mit falschen Papieren entlassen.

Frühere Kaderschmiede

Früher galt Nigeria als Bildungsvorreiter in Westafrika. Traditionsuniversitäten wie die in Zaria, die Ahmadu Bello University, die Obafemi Awolowo University in Ile-Ife oder die von Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka in seinen Memoiren verewigte University of Ibadan waren nach der Unabhängigkeit 1960 intellektuelle Kaderschmieden. Das ist lange her.

Wer es sich heute leisten kann, schickt sein Kind ins Ausland. Begehrt sind Schul- und Hochschulplätze in den USA und in Großbritannien, auch in Ägypten, Malaysia und sogar Ghana. Die Ausbildung dort gilt als besser, außerdem streiken die Dozenten nicht ständig.

Schuld an der Misere sind sowohl Geldmangel als auch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Das meint zumindest Ishaya Dary Akau, Vorsitzender des staatlichen Gremiums für Basisausbildung in Kaduna.

Seiner Ansicht nach schließen sich Jugendliche Boko Haram deshalb an, weil sie nicht ausreichend schulisch ausgebildet sind. Boko Haram heißt „Westliche Bildung ist Sünde“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.