„L'Unità“ eingestellt: Aus nach 90 Jahren

Das linke Traditionsblatt, die alte Parteizeitung der Kommunisten Italiens, ist so tief in den roten Zahlen, dass sie ab August nicht mehr erscheinen kann.

Da lacht Berlusconi – hier im Jahr 2005 mit einer Unità-Ausgabe von 1953. Bild: dpa

ROM taz | Bloß ein Thema hatte das Traditionsblatt mit 90-jähriger Geschichte am Mittwoch: „Sie haben l'Unità getötet“, verkündete die Schlagzeile auf Seite 1 in großen Lettern. Auf den Seiten 2 und 3 erfolgte die Rekonstruktion des eigenen Exitus - und dann gab es noch 16 blütenweise Seiten ohne Texte, ohne Fotos.

Die Konten tiefrot, die Auflage im Keller: Schon seit Monaten kriselt es bei dem früheren Organ der glorreichen KPI, 1924 gegründet vom Übervater der italienischen Linken, von Antonio Gramsci. 30 Millionen Euro Schulden sind aufgelaufen, die verkaufte Auflage ist auf zuletzt nur noch 20.000 Exemplare täglich abgesackt, seit drei Monaten bekommen die Redakteure die Gehälter nicht mehr ausgezahlt. Und doch herrschte noch bis zum Dienstag Hoffnung. Schließlich hatte Matteo Fago, Mehrheitsgesellschafter im Verlag, angeboten, mit einem Kapitaleinschuss von 1,5 Millionen Euro die Geschäfte erst einmal weiterzuführen.

Doch die anderen Gesellschafter wollten von Zwischenlösungen, die sie weiteres Geld kosten könnten, nichts wissen. Sie zogen die Reißleine; Verlag und Zeitung sollen nun abgewickelt werden, ab 1. August erscheint L'Unità nicht mehr.

Vornehm beiseite stand derweil die Partito Democratico (PD) des Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Dank der Nähe zur PD erhält die Zeitung immer noch drei Millionen Euro jährlich an staatlichen Subventionen aus dem Topf für Partei- und Genossenschaftszeitungen, doch unternehmerisch ist die PD nur noch mit 0,1% am Verlag beteiligt. Und politisch hält Renzi das Blatt offenbar für verzichtbar: Seinen Blitzaufstieg gegen das alte Partei-Establishment hatte l'Unità mit meist einigermaßen unfreundlichen Tönen begleitet. Dennoch erklärt Renzi jetzt, er wolle alles tun, um die Wiedergeburt aus der Asche der Pleite zu sichern - wie das gehen soll, behält er jedoch für sich.

Die größte Hypothek für die Zukunft aber ist schlicht, dass dem alten Kampfblatt die Leserschaft abhandengekommen ist. Noch vor zehn Jahren, als Silvio Berlusconi regierte und Italiens Linke zur Weißglut trieb, lag die Auflage immerhin bei 60.000. Seit Jahren aber kennen die Absatzzahlen nur eine Richtung - steil nach unten. Und das ist wohl noch schlimmer als der Tod der Unità: dass sie nur wenige vermissen werden.

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