Kritischer Schriftsteller in Kamerun: Patrice Nganang kommt plötzlich frei

Für den in Kamerun inhaftierten Schriftsteller hatten sich Kollegen weltweit eingesetzt. Auch ein kamerunischer Journalist wird aus der Haft entlassen.

Patrice Nganang im Porträt

Wieder in Freiheit: der Schriftsteller Patrice Nganang Foto: ap

BERLIN taz | Nach drei Wochen hinter Gittern ist der kamerunische Schriftsteller Patrice Nganang wieder frei. Ein Gericht in der Hauptstadt Yaoundé stellte am Mittwochmorgen das Verfahren gegen ihn ein und ordnete seine Freilassung an, wie Freunde des Inhaftierten der taz bestätigten. Berichten aus Kamerun zufolge sollte Nganang noch im Laufe des Tages aus dem Land ausfliegen.

Der 47-jährige Nganang engagierte sich schon im Studium als Aktivist der Demokratiebewegung gegen Kameruns Altherrscher Paul Biya und seit Jahrzehnten erst in Deutschland und dann in den USA im Exil. Am 6. Dezember war er in Kamerun festgenommen worden, als er das Land nach einem mehrwöchigen Aufenthalt verlassen wollte. Er hatte in der Pariser Wochenzeitschrift Jeune Afrique einen anklagenden Bericht über den Krieg gegen vermeintliche Separatisten im anglophonen Westteil des Landes verfasst und einen Regimewechsel in Kamerun gefordert. Auf Facebook hatte er zudem Biya den Tod gewünscht. Dafür wurde er unter anderem wegen Bedrohung des Staatschefs angeklagt.

Bei seinem ersten Auftritt vor Gericht in Yaoundé am 15. Dezember hatte Nganang die Anklage gegen ihn als „politisch“ zurückgewiesen. Das Verfahren war daraufhin auf den 19. Januar 2018 vertagt worden. Der Schriftsteller wurde im berüchtigten Zentralgefängnis Kondegui festgehalten, wo sich 4.000 Häftlinge in Räumlichkeiten für 1.000 drängeln, aber zugleich ein „Ehrentrakt“ für besonders prominente Gefangene wie beispielsweise der Korruption angeklagte Exminister existiert.

Dass der Prozess nun am 27. Dezember weiterging, drei Wochen früher als geplant, und dann nach wenigen Minuten mit der Einstellung auf Antrag der Staatsanwaltschaft endete, wird auf politischen Druck aus dem Ausland zurückgeführt – insbesondere aus den USA, wo Nganang als Literaturprofessor lebt und wo Hunderte seiner Kollegen seine Freilassung gefordert hatten.

Nganang wird wohl nie wieder nach Kamerun reisen können

Nganang hält auch die US-Staatsbürgerschaft, und vorgeworfen wurde ihm auch, weiterhin einen kamerunischen Pass zu besitzen. Dieser wird nun eingezogen, und es gilt als ausgemacht, dass er nie wieder nach Kamerun wird reisen können. Vom Gericht am Mittwoch früh zum Zentralgefängnis zurückgebracht, um seine Entlassungspapiere entgegenzunehmen, sollte er direkt zum internationalen Flughafen Yaoundé gebracht und in ein Flugzeug Richtung USA gesetzt werden.

Nganangs Freilassung ist die zweite versöhnliche Geste des kamerunischen Staates. Am 21. Dezember hatte das Militärgericht von Yaoundé die Verurteilung des Journalisten Ahmed Abba zu zehn Jahren Haft wegen „Billigung von Terrorismus“ in eine Verurteilung zu zwei Jahren wegen „Nichtdenunziation“ reduziert und ihn auf freien Fuß gesetzt, da er schon seit mehr als zwei Jahren einsaß. Abba, Korrespondent des französischen Auslandsrundfunks RFI im Norden Kameruns, war im Juli 2015 festgenommen worden, als er über den Krieg gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram berichtet hatte.

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