Kritischer Agrarbericht vorgestellt: Weniger Geld für die großen Höfe

Das deutsche Agrarbündnis fordert mehr Hilfen für bäuerliche Kleinbetriebe. Die Reformvorschläge der EU-Kommission müssten verbessert werden.

Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) lehnt bisher eine Stafflung der EU-Agrarsubventionen – zulasten der Großbetriebe – ab. Bild: dpa

BERLIN taz | Wiesen und Felder in Europa sollen bunter werden, ein besserer Lebensraum für Tiere und Pflanzen sein und mehr Menschen Arbeit geben. Das fordert das deutsche Agrarbündnis, ein Zusammenschluss von 24 Verbänden aus Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, im Vorfeld der Grünen Woche in Berlin.

Anstatt große Teile der EU-Gelder an Großbetriebe weiterzureichen, sollten die Hilfen verstärkt bäuerlichen Kleinbetrieben zugute kommen, schreibt das Bündnis in seinem Kritischen Agrarbericht, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Vorschläge der EU-Kommission für eine Reform der Agrarförderung müssten dabei verbessert und nicht verwässert werden, fordern die Kritiker. Vor allem Deutschland müsse in Zukunft seine Blockadehaltung aufgeben.

Hintergrund sind Pläne der EU-Kommission, die Vergabe von Agrarsubventionen zu staffeln – große Betriebe, die weite Flächen bearbeiten, würden demnach weniger Geld pro Hektar bekommen als kleine. Dagegen laufen insbesondere die Bauernverbände in Ostdeutschland Sturm, weil die dortigen Agrargenossen-schaften und andere große Betriebe weniger Geld als bisher erhalten würden.

Bernd Voß, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), ging auf Reformangebote der EU-Kommission ein: „Die EU-Kommission will nicht länger einigen wenigen flächenstarken Profiteuren zu Reichtum verhelfen, sondern die Zahlungen staffeln und dabei berücksichtigen, wie viel Arbeitskosten auf den Betrieben anfallen.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) lehnten dies aber ab. Auch einen anderen Vorschlag der EU-Kommission bewertete Voß positiv, nämlich das Vorhaben, sieben Prozent der Flächen von Äckern und Feldern pro Betrieb aus der landwirtschaftlichen Nutzung für ökologische Zwecke herauszunehmen.

„Es geht überhaupt gar nicht darum, dass stillgelegt wird“, sagte Voß. So würden auch Gewässer mitgezählt. „Und es gibt viele kluge Nutzungen, wie zum Beispiel Streuobstwiesen.“ Der Reformvorschlag drohe jedoch aufgeweicht zu werden, warnte das Bündnis. So sei im Gespräch, den Anteil solcher ökologischer Vorrangflächen auf drei Prozent zu reduzieren. Am Samstag wollen die Kritiker unter dem Motto „Wir haben die Agrarindustrie satt“ in Berlin demonstrieren.

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