Kreditkarten-Skandal in Südkorea: Daten à la carte

Bei einem Datendiebstahl wurden über 100 Millionen Kartenkonten angezapft. Ein Techniker hatte das Material einfach auf seine Festplatte kopiert und mitgenommen.

Verbeugungen helfen bei der Größenordnung auch nicht mehr viel. Bild: ap

SEOUL rtr | Südkorea wird von einem Kreditkarten-Skandal erschüttert. Von dem beispiellosen Datendiebstahl sind mehr als 100 Millionen Kartenkonten betroffen. Eine erste Massenklage gegen Kreditkartenanbieter wurde bereits eingereicht.

Aufgebrachte Koreaner prüften am Dienstag in Bankfilialen ihre Kontostände nach und machten ihrem Unmut Luft. Auch im Internet wurde über das Thema erregt diskutiert. Es dürfte sich um den größten Fall von Datenklau in der Geschichte Südkoreas handeln. Die Finanzaufsichtsbehörde FSS machte am Sonntag das ganze Ausmaß des Skandals öffentlich.

Demnach wurden im vergangenen Jahr bei vorgeblichen Sicherheitschecks Informationen von 105,8 Millionen Kreditkartenkonten abgezapft, darunter Namen, Adressen, Telefon- und Kontonummern sowie Angaben zu Einkommen, Familienstand und Ausweisnummern.

Dafür verantwortlich ist laut FSS ein Techniker, der im Auftrag einer Firma tätig war, die diese Daten für Finanzdienstleister verwaltet. Der Beschuldigte habe das Material einfach auf eine eigene Festplatte kopiert und dann an einen Kreditvermittler und einen Händler verkauft. Er und eine weitere Person seien festgenommen worden.

Die Behörde schätzt die Zahl der betroffenen Inhaber von Kreditkarten auf etwa 15 Millionen. „Natürlich bin ich wütend“, sagte ein Bankkunde vor einer Filiale. „Jeder kann jetzt wissen, wann ich meine Kreditkartenrechnungen bezahle - und erst recht wie meine Telefonnummer lautet und wo ich wohne. Ich sollte mein ganzes Geld im Schrank aufbewahren.“

Medienberichten zufolge zählen auch Südkoreas Präsidentin Park Geun-Hye und UN-Chef Ban Ki-Moon zu den Bestohlenen. Manager der betroffenen Kreditkarten-Unternehmen haben bereits ihren Rücktritt angeboten.

Erst kürzlich hatte der US-Einzelhändler Target eingeräumt, dass ihm bei Hackerangriffen Kartendaten von bis zu 70 Millionen Kunden entwendet wurden.

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