Konflikt zwischen Nordkorea und den USA: Ein diplomatischer Knaller

Die Winterspiele in Südkorea enden mit einer neuen politischen Wendung: Kim Jong Un und seine Vertreter wollen nun doch mit Trump reden.

Ivanka Trump applaudiert, im Hintergrund sieht man den nordkoreanischen Kim Yong Choi

Räumliche Annäherung: Ivanka Trump und General Kim Yong Chol bei der Abschlusszeremonie Foto: ap

SEOUL taz | Während die Staatsgäste in der Olympiastadt Pyeongchang das Feuerwerk der Abschlusszeremonie genossen, vermeldete das Seouler Präsidentenamt am Sonntag einen politischen Knaller: Nordkorea habe bekundet, dass es mit den USA reden will. Der Vertreter Pjöngjangs habe sich dazu bei seinem Treffen mit dem südkorea­nischen Staatsoberhaupt Moon Jae In bereit erklärt.

Das ist eine neue Wendung in dem diplomatischen Spektakel, das die Winterspiele in den vergangenen Wochen begleitet hat. Und sie kommt überraschend. Delegationsleiter Kim Yong Chol, den Nordkoreas Regierung zum Olympia-Abschluss in den Süden schickte, ist zwar ein erfahrener Militär, aber zugleich auch als Hardliner bekannt.

In Seoul gilt der 72-jährige General seit einem Zwischenfall am 26. März 2010 gar als Kriegsverbrecher. Damals war das südkoreanische U-Boot „Cheonan“ mit 46 Marinesoldaten nahe der Westküste an der maritimen Grenze zu Nordkorea gesunken. Indizien sprechen für einen Angriff Nordkoreas – auch wenn über die Hintergründe noch immer kontrovers dis­kutiert wird. Da Kim Yong Chol zwischen 2009 und 2016 Chef des ­militärischen Nachrichtendienstes Nordkoreas war, vermutet man ihn jedenfalls im Süden als ­Mastermind hinter den Vorfall.

Pjöngjang weiß natürlich um die verheerende Symbolik seiner Entsendung. Sie musste vielen Südkoreanern wie ein offener Schlag ins Gesicht vorkommen, und entsprechend aufgebracht reagierte auch die konservative Freiheitspartei: Sie erklärte im Vorfeld der Abschlusszeremonie in Pyeongchang, der General verdiene eine möglichst qualvolle Todesstrafe.

Die USA erhöhten zuletzt den Druck

Gleichzeitig schickte Nordkorea allerdings auch Choe Kang Il als Teil seiner achtköpfigen Delegation. Der Diplomat ist als stellvertretender Generaldirektor für den Bereich Nordamerika zuständig.

Was also bleibt als politisches Erbe der als Friedensspiele vermarkteten Winterolympiade?

Die US-Regierung hatte bereits am Freitag gezeigt, dass sie weiterhin maximalen Druck auf Nordkorea ausüben will: Donald Trump kündigte eine erneute Sanktionsrunde an, die vor allem die Schlupflöcher der bisherigen Regelungen stopfen soll. Das Außenministerium in Pjöngjang sprach von einem „Akt des Krieges“.

Was also bleibt als politisches Erbe der als Friedensspiele vermarkteten Winterolympiade? Zumindest vorerst eine Verschnaufpause in der brandgefährlichen Eskalation der Krise in den Beziehungen zwischen Kim und Trump während der letzten anderthalb Jahre.

Ob die Annäherung zwischen Norden und Süden auch nachhaltig bleibt, werden vor allem die Wochen nach den Paralympischen Spielen Mitte März zeigen. Dann nämlich wollen die USA und Südkorea ihre halbjährlichen Militärübungen durchführen, die sie „defensiv“ nennen, die aber blitzschnell in einen Präventivschlag münden könnten. Die mögliche Reaktion aus Pjöngjang ist bereits abzusehen: das zarte Pflänzchen namens Annäherung ginge wieder ein.

Vielleicht wird von den Winterspielen in Pyeongchang vor allem ein Pressefoto der Abschlusszeremonie in die Geschichtsbücher eingehen: Es zeigt Nordkoreas Kim Yong Chol, eingehüllt in Wintermantel und Fellmütze. Er schielt verwegen auf Ivanka Trump, die nur zwei Sitze entfernt mit Südkoreas First Lady herumschäkert. Nahebei salutiert General Vincent K. Brooks, Leiter der US-Streitkräfte in Korea, in voller Uniform – während im Stadion die K-Popband Exo aufspielt.

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