Kommentar: Petra Schellen über Schauspielhaus-Sanierung: Ohne Ort gehts auch

Vielleicht führt die Ungewissheit bezüglich des Ortes tief in die Philosophie der Kunst: Denn was kann edler sein, als ein Label zu etablieren, das keinen Ort braucht?

Mit Bauverzögerungen kennt sich der Hamburger aus. Insbesondere der kulturbeflissene Hamburger, der ja bereits in Sachen Elbphilharmonie leidvolle Erfahrungen mit „fixen Terminen“ gemacht hat. Jetzt ist also das Schauspielhaus an der Reihe.

Überraschend daran ist allerdings nicht die Verzögerung an sich: Die ist im Bauwesen üblich. Irritierend ist vielmehr die Blauäugigkeit aller Beteiligten, die dem – stets als „sportlich“ bezeichneten – Terminplan glaubten und die künftige Intendantin munter drauflos planen ließen.

Aber auch aus Hindernissen lässt sich – das wusste schon der alte Goethe – bekanntlich Schönes bauen. Vielleicht also führt gerade diese Ungewissheit bezüglich des Ortes tief in die Philosophie der Kunst: Denn was kann edler sein, als ein Label zu etablieren, das den konkreten Ort gar nicht braucht? Der Elbphilharmonie-Intendant etwa gibt seit Jahren (gut besuchte) Elbphilharmonie-Konzerte ohne Elbphilharmonie. Warum soll da nicht auch das Schauspielhaus auswärts gastieren und quasi die materialisierte Leerstelle sein?

Denn wer das schaffte – sich vollends vom Ort zu lösen und sein Publikum allein durch seine Reputation zu bannen: Der wäre nicht nur ein fähiger PR-Manager. Der wäre auch ganz nah dran an der Essenz dieser – an sich ja immateriellen – Kunst.

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Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.

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