Kommentar über die Kaiserschnitt-Rate: Zu früh gefreut

In Bremen gibt es keine lineare, sondern eine schwankende Entwicklung bei der Kaiserschnitt-Rate.

Die Kaiserschnittrate ist in Bremen gesunken – und der Senat hält dies für einen Erfolg des „Bremer Bündnisses zur Unterstützung der natürlichen Geburt“. Doch um dessen langfristige Wirkung messen zu können, ist es viel zu früh. Im Bundesdurchschnitt stieg die Rate bis 2012 kontinuierlich und stagniert seitdem auf hohem Niveau.

Demgegenüber gibt es in Bremen keine lineare, sondern eine schwankende Entwicklung. Dies und die Tatsache, dass sich die Rate in den fünf Geburtshilfekliniken im Land Bremen sehr unterschiedlich entwickelt, zeigt, dass oft einzelne ÄrztInnen und Teams sowie die Umstände, unter denen sie arbeiten, den Ausschlag geben.

Ein Erfolg ist aber schon jetzt, dass seit Anfang 2013 Vertre­terInnen von Krankenkassen und Kliniken mit Hebammen, KinderärztInnen und niedergelassenen GynäkologInnen über die Betreuung von Schwangeren und Gebärenden reden.

Ein solches Bündnis ist bundesweit einmalig und mit Sicherheit ein erster Schritt, um Medi­zinerInnen dafür zu gewinnen, wieder zurückhaltender mit Kaiserschnitt-Empfehlungen zu sein. Denn diese sind es, die letztlich den größten Einfluss auf die Rate haben – und nicht wie es oft behauptet wird, die werdenden Eltern.

Doch die GeburtshelferInnen in den Kliniken müssen nicht nur die Bereitschaft und die Fähigkeit, sondern auch die Zeit haben, sich auf jede Geburt so einzulassen, dass sie nicht durch überhastetes Handeln gestört wird. Hier müssen sich GesundheitspolitikerInnen für eine bessere Finanzierung von Geburten einsetzen.

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Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

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