Kommentar: über Niedersachsens CDU und die Kirchen: Auf der Suche nach dem C

Ihre kirchliche Anhängerschaft unmgarnt Niedersachsens CDU mit ein bisschen Menschlichkeit. Mehr als ein willkomener Nebeneffkt dürfte sein, dass sie damit der FDP Gelegenheit zur Profilierung gibt.

Bauern, Kirche und die CDU – das war in Niedersachsen über Jahrzehnte ein spirituell-agrar-industrieller Komplex, der das Land fest im Griff hatte. Nun sind Teile der Kirche auf Distanz gegangen.

Das liegt zum einen an der unmenschlichen Flüchtlingspolitik, mit der Innenminister Uwe Schünemann Kirchenvertreter brüskiert. Aber man muss auch kein Öko-Pastor sein, um in der von der CDU geförderten Agrarindustrie eine Form von Gewalt gegen die Schöpfung zu sehen, die die Lebensgrundlagen aller bedroht.

Verständlich also, dass sich die CDU Sorgen um ihre Kernklientel macht und sie gezielt umwirbt. Dass sie der Rückkehr der vor acht Jahren aus Niedersachsen abgeschobenen Gazale Salame zu Mann und Kindern zustimmen will, passt ins Bild: Auch derlei könnte konservative Christen gnädig stimmen. Wobei die CDU damit gleichzeitig der FDP Gelegenheit zur Profilierung bietet: Auch in der gibt es ja Kritik an Schünemanns rigider Ausländerpolitik.

Das ist vielleicht sogar dringender als die Mobilisierung der eigenen Klientel: So viele zweifelnde Christen, dass sie ihr zur absoluten Mehrheit verhelfen könnten, wird es auch in Niedersachsen nicht geben. Vielleicht muss CDU-Spitzenkandidat David McAllister am Ende sogar eine Leihstimmenkampagne fahren, um die FDP in den Landtag zu hieven, will er die Macht nicht verlieren. Aber dafür ist ja noch genug Zeit bis zum 20. Januar.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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