Kommentar fragwürdige Linke: Augen auf!

Edmund Weidlich steht für ein grundsätzliches Problem der Linkspartei. Die muss lernen, genauer hinzuschauen, wer sich da in den eigenen Reihen tummelt.

Wenn Michael Horn (Die Linke) sagt, seine Partei betreibe keine „Gesinnungsschnüffelei“, ist das gut, schließlich weckt das Wort unschöne Assoziationen mit dem Überwachungssystem der DDR – und mit der wiederum verbinden noch immer viele Menschen die Linkspartei. Aber Augen und Ohren über zwei Jahre lang so zu verschließen wie bei Edmund Weidlich, ist freilich auch keine Alternative.

In Weidlich spiegelt sich nämlich ein grundsätzliches Problem der Linken wider: Zu viele fragwürdige Personen auf der Suche nach einer Partei-Heimat tummeln sich hier, darunter auch solche, die offenen Antisemitismus gern mit Israel-Kritik verwechseln und dann eben auch Lesungen von Antisemitismus-RelativiererInnen wie Susann Witt-Stahl mitorganisieren. Da gibt es durchaus die eine oder andere Überschneidung mit dem Weltbild der Nazi-Kameraden von Edmund Weidlich.

Dass der Kreisverband sich von ihm distanziert, ist gut, dass der Landesverband ein Partei-Ausschlussverfahren will, ist noch besser. Und wenigstens ein ganz kleines bisschen „Gesinnungsschnüffelei“ würde der Linken sicher nicht schaden, im Gegenteil: Wer sich offen für Antifaschismus und gegen Antisemitismus und Nationalismus ausspricht, der muss genau hinschauen – zuerst und vor allem in den eigenen Reihen.

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Jahrgang 1971, war von 2012 bis 2021 Redakteurin und CvD für taz bremen und taz nord. Hat davor erst in Osnabrück und dann im Emsland fürs Radio gesprochen und gebloggt sowie für die Magazine „Stadtblatt“ und „Emskopp“ geschrieben. Erhielt 2012 den zweiten Alternativen Medienpreis für den Emskopp-Beitrag „Die Emslandlager und ihre Folgen – eine Geschichte von 1933 bis in die Gegenwart“

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