Kommentar Zentralafrika: Die vergessene Republik

Ein militärischer Umsturz kann die heruntergewirtschaftete Zentrafrikanische Republik nicht sanieren. Höchste Zeit, dass sich internationale Politik an das Land erinnert.

Die Zentralafrikanische Republik ist traditionell kein Land, für das sich die internationale Politik interessiert. Die weitgehend unerschlossene und unbesiedelte Savanne zwischen den Flüssen Schari und Ubangi war, als sie 1960 unabhängig wurde, nicht einmal von ihrer eigenen politischen Führung als eigener Staat vorgesehen. Sie sollte Teil eines größeren regionalen Ensembles werden.

Das wollten aber die regionalen Nachbarn nicht. Und bis heute ist die Zentralafrikanische Republik Tummelplatz für Abenteurer aller Art. Ihre natürlichen Reichtümer ziehen jede Menge zwielichtige Gestalten aus aller Welt an, aber die lokale Bevölkerung bleibt weitgehend außen vor.

So wäre es kein Wunder, wenn jetzt, zehn Jahre nach dem letzten, der nächste gewaltsamen Umsturz folgt. Innerhalb weniger Wochen hat eine Rebellenkoalition, deren genaue Zusammensetzung und Unterstützung im Dunkeln liegt, das halbe Land erobert. Und von außen eilt niemand dem bedrängten Präsidenten François Bozizé zu Hilfe. Man unterstütze nicht das zentralafrikanische Regime, sondern die französischen Interessen, sagte Frankreichs Präsident Hollande, der 250 Soldaten in dem Land stehen hat. Er hätte auch sagen können: Das zentralafrikanische Regime und die französischen Interessen sind nicht identisch. Das frankophone Afrika wird den Wink verstanden haben.

Aber kann ein erneuter militärischer Umsturz dieses heruntergewirtschaftete Land sanieren? Wohl kaum. Viele Politiker der Zentralafrikanischen Republik verlangen einen breiten Dialog über die Zukunft ihres Landes. Sie finden bis jetzt kein Gehör. Um das zu ändern, wäre es höchste Zeit, dass sich auch solche Teile der internationalen Politik für die Zentralafrikanische Republik interessieren, die dort keine eigenen Interessen zu verteidigen haben.

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