Kommentar Staatliches Glücksspiel: Schlechte Verlierer

Das Geldspiel-Monopol der Bundesländer beruht ohnehin auf einer Doppelmoral. Wenn Bremen sein Casino vor der Insolvenz rettet, führt es seinen sozialen Auftrag ad absurdum.

Die Bundesländer haben das Monopol auf Glücksspiele. Mit dieser Regelung bewegen sich Politiker auf einem schmalen Grat zwischen Gesundheitsfürsorge und Steuererhebung, zwischen Prävention und Profit. Dabei ist der Grund für Vater Staats Nebenjob als Croupier eigentlich seine Verantwortung für die Bekämpfung der Wett- und Spielsucht. Darin sind sich alle einig.

Völlig zu Recht kontrolliert die öffentliche Hand hier einen gefährlichen Markt. Mehr als 500.000 Menschen gelten bundesweit als glücksspielsüchtig. Vor allem junge Männer sind gefährdet. Doch statt das Geldspiel einzudämmen, rühren öffentliche Anbieter die Werbetrommel für ihre Lottoscheine und Sportwetten. Denn die füllen auch die Kassen der Finanzminister.

Regeln, die ohnehin auf einer Doppelmoral beruhen, werden von Bremen noch weiter ad absurdum geführt. Das Land rettet sein Casino vor der Insolvenz, um nicht auf die Spielbankabgabe verzichten zu müssen. Die Bürgerschaft scheint zu vergessen, aus wessen Tasche sie das Geld für Radwege und Grünflächen zieht. Sie nimmt es auch von Suchtkranken, die die Kontrolle über ihre Finanzen verloren haben und an anderer Stelle wieder Hilfe benötigen. Dies kann nicht das Ziel der Gesundheits- und Sozialpolitik sein.

So schwer es ist, von den Gewinnen zu lassen: leer stehende Spieltische sollten als Indiz gelungener Aufklärungsarbeit begrüßt werden.

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