Kommentar Rücktritt in Bremen: Verblödung hat Zukunft

Eine Politik unterhalb ihrer Ansprüche ist mit der Bremer Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper offenbar nicht zu machen.

Vor einem Jahr ließ sich Ex-Bürgermeister Henning Scherf (SPD) im Spiegel mit der scheinbaren Einsicht zitieren, die große Koalition habe „ein paar Lehrer zu viel“ eingestellt – eine krasse Aussage. Denn in Wirklichkeit hatte sein Senat für das bundesweit schlechteste numerische Schüler-Lehrer-Verhältnis gesorgt.

Wie zynisch diese Diagnose war, lässt Renate Jürgens-Piepers gestriger Rücktritt ermessen: Sie hat aufgegeben, weil es ihr zwar gelungen ist, derartige Kennzahlen auf einen deutschen Durchschnittswert zu hieven – ein Erfolg im Haushaltsnotlageland! – nicht aber auf einen Wert, der den Erfordernissen des Zweistädtestaats und von guter Bildung entspräche: Inklusion verwirklichen, eine neue Schulform aufbauen, die das stressige Gymnasium so alt und muffig aussehen lässt, wie es ist, und den Ausbau der Ganztagsschule – das kostet.

Unterhalb dieses Anspruchs – ist Bildungspolitik mit Jürgens-Pieper offenbar nicht zu machen. Das ist aller Ehren wert – und es wäre angebracht, darüber nachzudenken. Denn Konsolidierungspfad und Schuldenbremse haben nur den Sinn, unsere Kinder und Enkel nicht mit Schulden zu erdrücken. Bloß: Eine verschuldete, aber gut ausgebildete Generation hat durchaus Chancen, aus der Misere zu entkommen. Eine nicht ganz so verschuldete, die aber leider verblödet ist, hat dagegen keine.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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