Kommentar Rückkehr nach Venezuela: Ein freier Guaidó nützt dem Regime

Trotz Ausreisesperre reiste Venezuelas Interimspräsident Juan Guaidó in mehrere Staaten. Nach seiner Rückkehr passierte: nichts.

Juan Guaidó klettert auf ein Gerüst

Ist frei nützlicher fürs Regime als im Gefängnis: Juan Guaidó Foto: dpa

Venezuelas selbsternannter Interimspräsident Juan Guaidó ist in sein Heimatland zurückgekehrt. Am Flughafen und später in der Hauptstadt Caracas wurde er von seinen Anhängern empfangen. Trotz Ausreiseverbot war er nach Kolumbien, Brasilien, Paraguay, Argentinien und Ecuador gereist, um für Unterstützung für die Opposition zu werben. Nach den gescheiterten Versuchen am 23. Februar, Medikamente und Nahrungsmittel nach Venezuela zu bringen, hatte Guaidó eine Militärintervention zumindest nicht ausgeschlossen. Die US-Administration hatte erklärt, dass alle Optionen offenstünden.

Die in der Lima-Gruppe zusammengeschlossenen 14 Staaten aus Südamerika und Kanada, die sich wegen der anhaltenden Krise in Venezuela bereits im August 2017 gegründet hatten, pochten beim anberaumten Treffen Ende Februar auf eine friedliche Lösung und stellten diplomatischen Druck und weitere Hilfslieferungen in Aussicht.

Vor seiner Rückkehr war über die drohende Festnahme des 35-Jährigen bei seiner Wiedereinreise nach Venezuela spekuliert worden. Passiert ist nichts, denn ein freier und zugleich wenig erfolgreicher Guaidó ist dem Maduro-Regime derzeit nützlicher als einer im Gefängnis. Guaidó mag zwar als derjenige erscheinen, der erfolgreich die Opposition eint und das Maduro-Regime international in Bedrängnis bringt. Doch bisher konnte er im Land weder das Regime tatsächlich ins Wanken bringen noch etwas an der desolaten Versorgungslage ändern. Ebenso wenig hat er die unzufriedene Anhängerschaft des Chavismus wie auch das Militär als wichtigsten Stützpfeiler des Regimes für sich gewinnen können.

Venezuelas Militär hat sich auch nach dem Amnestieangebot von Juan Guaidó nicht vom Maduro-Regime abgewandt. Die US-Regierung hatte dies als „großzügiges Angebot“ bezeichnet. In den USA wird derzeit wegen Korruption gegen ranghohe venezolanische Offiziere ermittelt.

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Kommt aus Karlsruhe. Studierte Politische Wissenschaft in Hamburg und Berlin und arbeitete zwölf Jahre als Redakteur und Geschäftsführer der Lateinamerika Nachrichten in Berlin. Seit 2005 lebt er in Buenos Aires. Er ist Autor des Reisehandbuchs “Argentinien”, 2024, Reise Know-How Verlag.

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