Kommentar Opel und GM: Investieren für das Ende

Der Vorstand von General Motors hat angekündigt, kräftig in Opel zu investieren. Was wie eine gute Nachricht klingt, könnte sich als schlechte erweisen.

Es herrschte eitel Sonnenschein am Mittwoch in der Opel-Zentrale in Rüsselsheim. Der Vorstand von General Motors war samt Chef Dan Akerson (am Donnerstag wird er sich auch mit Kanzlerin Merkel zu Gesprächen treffen) zu Besuch und versprach, Opel europaweit mit einer Investition in Höhe von vier Milliarden Euro bis 2016 zu unterstützen. Fließen soll das Geld hauptsächlich in die Entwicklung der neuen Modelle und Motoren mit geringem Benzinverbrauch.

Aber was heißt das jetzt genau? Mal von den feierlichen Sätzen abgesehen: Opel braucht das Geld, und zwar bitternötig. Noch der größte Optimist muss einsehen, dass die Verlustzahlen der letzten Jahre mehr als deprimierend sind. Allein im letzten Jahr stiegen die Verluste von 700 Millionen Euro im Jahr 2011 auf 1,8 Milliarden Euro an!

Seit 1999 bedeutet die deutsche Automarke ein Verlustgeschäft für GM, gekostet hat sie den amerikanischen Mutterkonzern mehr als 15 Milliarden Dollar in den letzten 15 Jahren. Nur zum Vergleich: Das entspricht etwa dem halben Verteidigungsetat der Bundesregierung. Man muss also nicht studiert haben, um erkennen zu können, dass Opel in einer großen Krise steckt.

ist Wirtschaftredakteur bei der Tageszeitung Svenska Dagbladet in Stockholm. 2010 erschien sein Buch „Der Kampf um Saab“. 2012 erhielt er den schwedischen Preis „Guldspaden“ für investigativen Journalismus.

Dank des Journalisten-Austauschprogramms IJP arbeitet er für zwei Monate in der taz.

Die kommenden Herausforderungen sind bekannt: Opel verkauft seine Wagen hauptsächlich in Europa – wo es schon eine große Überkapazität gibt und die Autoverkäufe seit fünf Jahren rückläufig sind. Auch in den ersten zwei Monaten des Jahres 2013 fiel der Marktwert EU-weit um 10 Prozent; die Verluste für Opel sehen allerdings noch schlimmer aus. Opel muss für diesen Zeitraum ein Minus von 16 Prozent verzeichnen.

Peugeot-Citroen-Opel?

Die richtig schlechte Nachricht kommt aber noch. Opel steckt nämlich in Europa fest; in die Zukunftsmärkte wie zum Beispiel China kann man mangels Reserven nicht investieren. Zudem werden die Segmente, in denen die Autofirma hausiert, von der Konkurrenz massiv unter Druck gesetzt: und zwar von oben (BMW, Audi) wie von unten (Kia, Hyundai, Skoda). Selbst die Schwestermarke Chevrolet tritt auf dem europäischen Markt als Konkurrentin auf. Also: Was steckt dahinter?

Warum investiert GM jetzt noch in Opel? Es gibt Gerüchte, nach denen geplant wird, Opel mit dem ebenfalls angeschlagenen französischen Kompendium PSA Peugeot Citroen zusammenzuführen. Oder Opel gleich ganz zu verkaufen. GM-Chef Akerson hat die Frage, ob GM im Jahre 2016 noch der Mutterkonzern von Opel sein würde, nicht beantworten wollen. Bemerkenswert ist auch, dass GM von einem Zehnjahresplan für Opel gesprochen hat, aber nur bis 2016 Geld investieren möchte. Auch die Standorte Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach sind nur bis 2016 gesichert.

Das lässt Raum für Interpretation. GM gehört immer noch zum Teil dem amerikanischen Staat. Um es einfach zu sagen: Die Gewinne, die GM in den Staaten und in China generiert, werden in und durch Europa aufgefressen. Der Preis für eine Schließung der Standorte in Europa dürfte hoch sein – politisch und ökonomisch. Sollte GM also vorhaben, Opel auszustaffieren, aus der eigenen Bilanz zu nehmen und anschließend den schwarzen Peter nach der Schließung nach Frankreich zu schieben – eine bessere Gelegenheit wird es kaum geben.

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