Kommentar Mordfall in Emden: Wie sich reagieren lässt

Die Vorfälle in Emden zeigen, dass soziale Medien als Plattformen für polizeiliche Fahndungen ungeeignet sind. Sonst drohen Flash- zu Lynch-Mobs zu werden.

Übereilt werden auch nette Gesten oft peinlich: Dass die oppositionelle Innenpolitikerin Meta Janssen-Kucz mit ministerieller Geste der Emder Polizei zum Fahndungserfolg in der Tötungssache Lena gratuliert hat, war schon gestern merkwürdig. Und für die Grünen-Abgeordnete ist ihre vorschnelle Belobigung mindestens ein Grund, zu erröten – weil sich ja nun herausgestellt hat, dass die Ermittler auf den nun geständigen 18-Jährigen sehr wohl früher hätten aufmerksam werden müssen, wohl schon vor der Tötung.

Aber nette Gesten werden selten gefährlich. Das unterscheidet sie von Verdächtigungen, deren Dynamik auf Social-Media-Plattformen noch einmal einen Zacken zulegt: Anders, als bei einschlägigen Fernsehformaten, wird auf denen eben nicht nur einmalig die – polizeitaktisch nützliche – Blockwartmentalität gekitzelt. Sondern es wird ein kommunikativer Prozess in Gang gesetzt über den sich eben nicht nur Flash- sondern auch Lynch-Mobs rapide organisieren lassen – wie in Emden zu erleben.

So etwas kann sich, so etwas wird sich wahrscheinlich wiederholen. Innenpolitik muss deshalb nach angemessenen Reaktionen auf Social-Media-Kriminalistik suchen. Eigentlich selbstverständlich ist, dass sie nicht darin bestehen kann, selber den Mob mit Material zu beliefern: Wer glaubt, Facebook als Fahndungsplattform nutzen zu können, wie Uwe Schünemann, spielt mit dem Feuer.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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