Kommentar Landflucht von Ärzten: Kommunen allein gelassen

Zwei Millionen Euro vom Land Niedersachsen ändern nichts am grundsätzlichen Problem, denn bei der Entscheidung gegen eine Landarztpraxis spielen andere Faktoren eine Rolle.

Niedersachsens ländliche Gegenden haben offenbar zu wenig zu bieten. Zu wenig Jobs, zu wenig Kinderbetreuung, zu wenig gute Schulen, zu wenig kulturelle Möglichkeiten. In der Folge rücken viel zu wenig junge Mediziner und Medizinerinnen nach, wenn alteingesessene Landärzte in den Ruhestand gehen. Denn das finanzielle Risiko einer Landarztpraxis spielt bei der Entscheidung eine deutlich kleinere Rolle als ein gutes soziales Umfeld.

Eigentlich sind sich schon lange alle einig, dass schnell etwas gegen das Problem der schwindenden Landärzte unternommen werden müsste. Und es gab immer wieder Lösungsansätze, wie beispielsweise das Aufheben der Residenzpflicht, das Ärzten erlaubt, in der Stadt zu wohnen und auf dem Land zu praktizieren. Aber ebenso wenig wie die Pendelerlaubnis etwas am grundsätzlichen Problem ändert oder zu mehr Leben im Dorf beiträgt, wird es ein bisschen Geld vom Land Niedersachsen tun.

Denn die Investition von zwei Millionen Euro in zwei Jahren bei momentan 430 fehlenden Landärzten sind kein wichtiger Impuls für die Aufrechterhaltung der ambulanten Versorgung, wie es aus dem niedersächsischen Gesundheitsministerium heißt, sondern maximal ein Trostsümmchen und das Demonstrieren von ein bisschen gutem Willen. Letztlich bleiben die Kommunen finanziell und strukturell mit der Arzt-Sorge weiter allein.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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