Kommentar Klimaverhandlungen: Von China lernen

Solange die Regierung Umweltschutz als Risiko für das Wachstum sah, blockierte China die Gespräche. Das hat sich zum Glück geändert.

Rauch eines Schornsteins verdeckt die Sonne

China pumpt fast 30 Prozent aller Klimagase in die Atmosphäre – noch Foto: reuters

Die Volksrepublik China ist nicht gerade das gelobte Land für Klimaschützer. Sie pumpt fast 30 Prozent aller Klimagase in die Atmosphäre, die Luft in den Städten ist tödlich und Umweltschützer haben ein schweres Leben. Peking finanziert weltweit klimaschädliche Projekte und hat jahrelang die UN-Klimaverhandlungen gebremst.

Trotzdem können wir beim Klimaschutz von China lernen.

Denn das Land macht Klimaschutz, einfach, weil das vernünftig ist. Regierung und Partei haben begriffen, dass vergiftete Luft die urbane Mittelschicht unzufrieden macht. Sie sehen, welchen Schaden dicke Luft und steigende Meeresspiegel anrichten. Und sie wissen, dass sie mit grüner Technik ihre Industrie modernisieren und Zukunftsmärkte besetzen können.

Chinas Verhalten im globalen Klimapoker orientiert sich ebenfalls am Eigennutz. Solange die Regierung Umweltschutz als Risiko für das Wachstum sah, blockierte sie wie in Kopenhagen 2009 die Gespräche. Das hat sich zum Glück geändert. Nun bringt China den Prozess voran, ohne sich zu weit vorzuwagen. Eine globale Führungsrolle zeigt es noch nicht. Wenn es politisch in den Kram passt, spielt sich das Riesenreich ganz schnell wieder als Entwicklungsland auf.

Lernen können die Industriestaaten von China den kalten rationalen Blick auf das Problem. Es geht am wenigsten um die Rettung kleiner süßer Eisbärenbabys. Es geht um unsere Lebensgrundlagen und den weltweiten Kampf gegen Armut und Hunger. Die USA sperren sich ohne Sinn und Verstand gegen den Klimakurs, zu ihrem eigenen ökonomischen Schaden. Und auch in Deutschland jammern immer noch zu viele Politiker und Unternehmen über die Lasten der Klimapolitik, statt die Chancen zu sehen.

Bei Fragen von Freiheit und Demokratie ist China kein Vorbild. Beim realistischen Blick auf den Klimawandel aber kann sich Jamaika eine dicke Scheibe von der chinesischen Politik abschneiden.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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