Kommentar Hogesa-Aufmarsch: Köln ist nicht Dresden

Die „Hooligans gegen Salafisten“ werden bei ihrer Jubiläumsfeier in einer deutlichen Minderheit sein. Die Stadt steht zusammen gegen rechts.

Umgeworfener Polizeibus in einer Menschenmenge

Das soll sich nicht wiederholen: gewalttätige Hogesa-Proteste in Köln im Jahr 2014. Foto: dpa

Es ist eine schwer erträgliche Vorstellung: Nur eine Woche nach der Messerattacke eines Neonazis auf die damalige OB-Kandidatin Henriette Reker wollen an diesem Sonntag dessen Gesinnungsgenossen gemeinsam mit gewaltbereiten Hooligans in Köln aufmarschieren. Das einzig erfreuliche: Es dürfte ein ungemütlicher Nachmittag für sie werden. Denn Köln ist nicht Dresden.

Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um vorherzusagen, dass der Protest gegen die Jubiläumsfeier der „Hogesa“-Krawalle vor einem Jahr ein großer sein wird. Die „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) werden in einer deutlichen Minderheit sein. Es ist ein gutes und notwendiges Zeichen, dass alle demokratischen Parteien im Kölner Rat dazu aufgerufen haben, sich an den gewaltfreien Gegenaktionen zu beteiligen.

„Stellen wir uns quer gegen Rassismus und rechte Gewalt!“, heißt es in dem Aufruf von SPD, CDU, Grünen, Linkspartei, FDP, Piraten und der Wählergruppe „Deine Freunde“. Verschiedene Bündnisse – vom antifaschistischen Aktionsbündnis „Köln gegen Rechts“ bis zur KünstlerInnengruppe „AG Arsch huh“ – organisieren Gegendemonstrationen und -veranstaltungen. Sie alle wollen zeigen, dass es in der Domstadt keine Toleranz für rechtsradikales und fremdenfeindliches Denken und Handeln gibt.

Auch die Polizei scheint aus den Fehlern des Vorjahrs gelernt zu haben, als die viel zu geringen Einsatzkräfte nicht verhindern konnten, dass die braunen Schläger in der Innenstadt randalierten. 49 Beamte wurden verletzt. Die damaligen Ereignisse kamen einer Kapitulation des Rechtsstaats gleich. Das Bild eines umgekippten Polizeiwagens vor dem Kölner Hauptbahnhof wurde zum Symbol des Gewaltexzesses. Diesmal wird Polizeipräsident Wolfgang Albers alles aufbieten, damit sich so etwas nicht wiederholen kann.

Schrottareal als angemessener Ort

Ganz bitter für die Hooligans: Anders als beim letzten Mal, als sie darauf „aus Deeskalationsgründen“ verzichtet hatte, will die Polizei jetzt rigoros gegen alle „Hogesa“-TeilnehmerInnen vorgehen, die gegen das Alkoholverbot verstoßen. Eine gute Nachricht.

Die Neonazis und Hooligans dürfen diesmal erst gar nicht in die Innenstadt kommen. Stattdessen müssen sie sich auf der „Schäl Sick“, der rechten Rheinseite, auf dem Barmer Platz trollen. Es gibt kaum einen trostloseren Fleck in Köln. Wenn sich eine solch unappetitliche Veranstaltung schon nicht verhindern lässt, dann ist das Schotterareal hinter dem Deutzer Bahnhof der angemessene Ort.

Der neonazistische Attentäter hat sein Ziel nicht erreicht. Vom Krankenbett aus hat Henriette Reker am Donnerstag ihre Wahl zur neuen Kölner Oberbürgermeisterin angenommen. Am Sonntag sind die Kölnerinnen und Kölner aufgerufen, dem Hass und der Intoleranz gemeinsam entgegenzutreten: Birlikte – Zusammenstehen! Darum geht es.

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Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Mehrere Buchveröffentlichungen (u.a. „Endstation Rücktritt!? Warum deutsche Politiker einpacken“, Bouvier Verlag, 2011). Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft.

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