Kommentar Forstbrand in Brandenburg: Eine Chance für den Waldumbau

Monokulturen aus Kiefern sind schlecht für die Umwelt. Dieses forstpolitische Versagen zeigt sich gerade an Rauchschwaden über Berlin.

Ausgebrannter Wald nahe Treuenbrietzen in Brandenburg

Es war kein Wald, sondern es waren unnatürliche Baumäcker, die ausgebrannt sind Foto: Michael Kappeler/dpa

Von Krone zu Krone springt das Feuer in den Kiefernplantagen vor Berlin und ist nicht aufzuhalten. Hier rächen sich die forstpolitischen Fehler der Vergangenheit. Denn südwestlich von Berlin brennt kein Wald, sondern Forst, das sind die unnatürlichen Baumäcker, die Forstleute vor 60 bis 80 Jahren Jahren gepflanzt haben.

Kiefern wachsen schnell und gerade. Sie bringen schnell Geld und können im Sägewerk einfach verarbeitet werden. Außerdem haben Jäger in den lichten Forsten gute Schussbahnen im Ansitz auf Reh und Hirsch. Ökologisch sinnvolles Gebüsch und Unterholz stört die Sicht.

Schon lange wissen Forstwissenschaftler, dass diese Monokulturen schlecht für die Ökologie sind. Doch nach jedem Sturm, nach jeder Rodung haben Förster wieder Kiefern gepflanzt, die nun wie Zunder brennen. Ein Feuer kann sich in den Kiefernplantagen schnell ausbreiten, da auf dem Boden eine dicke, unverrottbare Matte Nadeln liegt.

Die Böden sind ökologisch scheintot, auch eine Folge der falschen Forstpolitik. Und durch die Forste verlaufen alle 20 Meter Wege, auf denen schwere Maschinen die Stämme ernten. Diese sogenannten Rückegassen verstärken einen Kamineffekt, wenn es kokelt.

Wald als lebendiger Lebensraum

Das politische Versagen begünstigt die Forstbrände. Seit Jahrzehnten schwadronieren die Forstpolitiker vom Waldumbau, auch wenn sie den Forst meinen. Egal, denn passiert ist eh nichts. Allein in Brandenburg sind zwei Drittel der angeblichen Waldflächen reine Kiefernforste.

Nur der Wald ist an den Klimawandel angepasst – nicht die Forstwirtschaft. In einem Wald wachsen viele verschiedene Bäume, junge und alte, hohe und niedrige. Buchen, Eichen, Elsbeeren, Tannen, Ulmen und wie sie alle heißen mischen den Wald auf und machen ihn zu einem lebendigen Lebensraum.

Je nach Standort, je nach Boden und Klima können Förster in Deutschland aus 60 heimischen Baumarten wählen, die in natürlicher und in den letzten 10.000 Jahren erprobter Zusammenarbeit mit den klimatischen Bedingungen umgehen können. Auch im Klimawandel.

Eine Chance immerhin bietet der Forstbrand. Das Feuer setzt Nährstoffe frei, die in den unverrottbaren Nadelmatten lagerten. Darauf kann die nächste Generation Bäume wachsen und einen Wald bilden, der dann wirklich hilft, uns an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

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