Kommentar ECE-Studie: Der Arsch auf Grundeis

Die einzige Chance der Offline-Einzelhändler ist, das Shoppen als Freizeitspaß zu inszenieren.

Ein Betreiber von Einkaufszentren lässt untersuchen, ob die Menschen noch Lust haben, in Einkaufszentren einzukaufen – oder ob sie ihre Einkäufe tendenziell lieber im Internet erledigen. Selbstverständlich kommt dabei heraus, dass das Offline-Einkaufen nach wie vor attraktiv sei. Wenn ein Jogurt-Hersteller untersuchen lässt, ob sein Jogurt gesund ist, wird das Ergebnis auch lauten: Die reinste Medizin!

Die ECE-Studie zeigt vor allem eines: Wie sehr den Offline-Einzelhändlern in Anbetracht des Internet-Handels der Arsch auf Grundeis geht. Längst hecheln sie hinterher und versprechen ihren Kunden gleiche oder bessere Preise als im Internet. Längst sind Kunden, die sich offline teuer beraten lassen, aber online billig kaufen, keine Ausnahmeerscheinung mehr. Die ECE-Studie versucht, dieses Problem klein zu reden. Natürlich, sonst würde sie ja helfen, den Trend zu verstärken.

Abheben kann sich der Einzelhandel von den Internethändlern nur damit, dass er das Einkaufen als Freizeitspaß inszenieren kann: Shoppen-Gehen ist etwas anderes, als per Mausclick Postsendungen zu bestellen. Dazu gehört dann aber auch, dass es Geschäfte mit Atmosphäre und individuellen Angeboten gibt. ECE dagegen hat Einkaufszentren, in denen Handelsketten ihre überregional identischen Filialen eröffnen. Dass von dort aus immer öfter der Schritt ins Internet getan wird, ist kein Wunder – und auch nicht wirklich traurig.

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Jahrgang 1973, fing als Kultur-Redakteur der taz in Bremen an und war dann Redakteur für Kultur und Gesellschaft bei der taz nord. Als Fellow im Digital Journalism Fellowship der Hamburg Media School beschäftigte er sich mit der digitalen Transformation des Journalismus und ist derzeit Online-CvD in der Norddeutschland-Redaktion der taz.

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