Kommentar Deutsche Bank: Schlicht zu groß

Die Bilanz der Deutschen Bank entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik. Die Hebelwirkung des Kapitals muss eingeschränkt werden.

Die Deutsche Bank ist im Bundestagswahlkampf angekommen. Pünktlich zur Jahrespressekonferenz eines der weltgrößten Geldgiganten sickerte aus Wolfgang Schäubles (CDU) Bundesfinanzministerium ein Referentenentwurf durch, der die Auslagerung des riskanten Investmentbankings – Stichwort: Trennbank – vorsieht. Auch Möchtegern-Kanzler Peer Steinbrück (SPD) hatte seinen Wahlkampf mit einem 30-seitigen Positionspapier zur Zerschlagung der (Universal-)Banken wie der Deutschen gestartet.

Dazu wird es nicht kommen. Ohnehin zielt solch politischer Populismus gekonnt vereinfacht am Ziel vorbei. Tatsächlich sind die meisten der 2.000 Universalbanken in Deutschland gut durch die Krise gekommen. Das sind vor allem öffentliche Sparkassen und genossenschaftliche Volks- und Raiffeisenkassen – während Spezialbanken wie die Industriekreditbank oder der Immobilienfinanzier HRE sich schwer verzockt hatten, das Finanzsystem gefährdeten und den Staat für milliardenschwere Rettungsaktionen in Haft nahmen.

Entscheidend für einen wirklichen Kulturwandel wird sein, die Risiko-Neigung aus dem Finanzsystem zu nehmen. Dazu gehört eine rasche Einführung der härteren Kapitalregeln von „Basel III“ durch die Regierungen in Berlin, London und Washington. Aber genau die wurden gerade auf einen Sankt-Nimmerleins-Tag im Jahr 2019 verschoben.

ist Autor der taz.

Zum Kulturwandel gehört notwendig, den Hebel drastisch zu verkürzen, den Großbanken vor allem dank des billigen Geldes der Zentralbanken ansetzen können. Politisch machbar und wirksam wäre, die Hebelwirkung des Kapitals entscheidend einzuschränken. Die Deutsche Bank bewegt mit einem Eigenkapital von nicht einmal 60 Milliarden Euro ein Geschäftsvolumen von rund 2.200 Milliarden Euro. Ihre Bilanz entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik – und ist damit schlicht zu groß! Mit einem verkürzten Hebel müsste die Deutsche Bank nach Modellrechnungen ihr Geschäft halbieren.

Zu einem Kulturwandel gehörte auch ein personeller Neuanfang. Eine Großbank, die an die Spitze eine Koryphäe setzt, die seit einer Dekade das spekulative Investmentbanking zu verantworten hat, und diese durch einen Spitzenbanker im Aufsichtsrat führen lässt, der vom Zocker-Titanen Goldman Sachs kommt, ist ein Skandal für sich.

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Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.

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