Kommentar Bundeswehr gegen den IS: Gar nicht!

Deutschland sollte sich aus dem Krieg in Syrien heraushalten. Den „Islamischen Staat“ bekämpft man, indem man seine Geldströme austrocknet.

Bomben explodieren in einer syrieschen Ruinenstadt.

So gefällt es dem Kalifen: Flugzeuge aus dem Westen werfen Bomben auf Syrien. Foto: dpa

Was wollte der IS mit seiner Anschlagsserie erreichen? Er hat ja nicht nur in Paris zugeschlagen, sondern auch in Ankara, Beirut und zuletzt in Tunis, und er hat ein russisches Flugzeug über dem Sinai zum Absturz gebracht. Der IS setzt schon lange alles daran, die ganze Welt gegen sich aufzubringen.

Nun will er mit seinem Terror offenbar die Regierungen all der betroffenen Länder zum gemeinsamen Gegenschlag provozieren und sie zum Kampf herausfordern. Eine Entscheidungsschlacht in Syrien, das entspricht der apokalyptischen Endzeit-Ideologie dieser Terrorsekte.

Frankreich tappt reflexhaft in diese Falle und wiederholt den Kardinalfehler der westlichen Außenpolitik nach 9/11: zu glauben, eine Demonstration militärischer Stärke würde die Dinge zum Besseren wenden. Dabei zeigt die Außenpolitik der vergangenen Jahre genau das Gegenteil: Jede westliche Militärintervention im neuen Jahrtausend hat die Zustände in den Ländern, deren Bevölkerungen eigentlich „befreit“ werden sollten, zum Teil dramatisch verschlimmert. Das gilt vor allem für Libyen und den Irak, wo die militärische Einmischung des Westens die Entstehung und Ausbreitung des IS erst ermöglicht hat. Es ist erschreckend, wie der Dschihadismus seit dem 11. September 2001 an Terrain gewonnen hat.

Der Westen steht vor dem Scherbenhaufen seiner Außenpolitik. Er ist in Afghanistan und Mali gescheitert und hat die Zerstörung des Iraks und Libyens befördert. In Syrien hat er etwas vorschnell die Parole „Assad muss weg!“ ausgerufen. Nun muss er zähneknirschend zusehen, wie Wladimir Putin dem syrischen Diktator aktiv zur Seite springt. Die Bombardements Russlands, aber auch Frankreichs und der USA, tragen jedoch dazu bei, die Zahl der zivilen Opfer zu erhöhen und die Bevölkerung zusammenzuschweißen – hinter dem IS, ausgerechnet.

Nicht noch mehr Unheil anrichten

Dass Deutschland sich nicht am Krieg in Libyen beteiligen wollte, hat sich im Rückblick als richtige Entscheidung herausgestellt. Es sollte sich auch aus dem Krieg in Syrien heraushalten und Frankreich davon abhalten, dort nur noch mehr Unheil zu stiften.

So unbefriedigend es klingt: Wir werden mit dem IS wohl noch eine ganze Weile leben müssen – so wie mit Syriens Diktator Assad auch. Bekämpfen muss man sie, indem man sie isoliert, ihre Geldströme austrocknet und einen langen Atem beweist. Die UNO sollte dabei eine größere Rolle spielen. Mit Bomben und Bodentruppen wird man kurzfristig wenig ausrichten können, zumal ja noch völlig unklar ist, wer die Region regieren könnte, sollte der IS einmal geschlagen werden.

Statt sich an einem militärischen Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu beteiligen, sollte der Westen mehr Flüchtlinge aus der Region aufnehmen. Das Geld für die Rettung dieser Menschen ist jedenfalls besser angelegt als in den Kassen der Waffenindustrie. Deutschland sollte deshalb mit gutem Beispiel vorangehen und großzügig Flüchtlinge aufnehmen, statt sich jetzt auch noch selbst am Blutvergießen in Syrien zu beteiligen.

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Daniel Bax ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz. Er schreibt über Innen- und Außenpolitik in Deutschland, über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 veröffentlichte er das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”

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