Kommentar Asiatische Diplomatie: Trump schweißt zusammen

Japan, China und Südkorea sind sich nicht grün. Trotzdem rücken sie jetzt diplomatisch zusammen. Dafür gibt es zwei Gründe: Kim und Trump.

Kinder wedeln mit Fahnen

Kinder wedeln Fahnen bei der Willkommens-Zeremonie für die Gespräche zwischen Japan und China Foto: reuters

Mehr als drei Jahre herrschte zwischen China und Japan diplomatisch Funkstille. Beide Seiten beharken sich wegen unbewohnter Inseln im Ostchinesischen Meer. Aber selbst die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan – auch zwischen ihnen gibt es einen Inselstreit – und Südkorea und China waren in den vergangenen Jahren nicht die besten. Seoul hatte im vergangenen Jahr der USA die Stationierung des Raketenabwehrsystems Thaads bewilligt – zum Ärger Pekings.

Doch seit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un Anfang des Jahres mit seiner Charmeoffensive eine Denuklearisierung in Aussicht stellt und sogar Frieden mit den Nachbarn schließen will, laufen die diplomatischen Maschinen in Fernost auf Hochtouren. Am Mittwoch kam es zum ersten Mal seit über drei Jahren zu einem Treffen der Regierungschefs von Japan, China und Südkorea. Bei der möglichen Neuordnung in Ostasien will keiner hintanstehen. Kim schweißt zusammen.

Auf die USA ist kein Verlass mehr

Doch vor allem ist es Donald Trump, der die Regierungschefs dieser drei Staaten trotz ihres schwierigen Verhältnisses untereinander nun zusammenrücken lässt. Südkorea und Japan stehen offiziell zwar auf Seiten der USA. Doch unter Trump als Präsident ist die USA auch für sie ein äußerst unberechenbarer Partner geworden. Vor allem Trumps Aufkündigung des Iran-Abkommen am Dienstag führt auch in Fernost zur Erkenntnis: Auf die USA ist einfach kein Verlass mehr.

Umso mehr sind Peking, Seoul und Tokyo nun umeinander bemüht – und demonstrieren damit, sich von Trump nicht einen weiteren potenziellen Friedensprozess kaputt machen zu lassen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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