Kolumne Pressschlag: Das Runde muss aufs Eckige

Der runde Bauch ist auf dem Fußballplatz nur noch selten zu sehen. Warum Rauchen, Saufen und Fressen die Rettung für den Fußball sind.

Der Bauch von Mario Basler

Seltener Anblick: Bei einem Benefizspiel führt Ex-Profi Mario Basler seinen Bauch auf dem Spielfeld spazieren. Foto: dpa

Macht Sahnesauce mit Gorgonzola eigentlich dick? Blöde Frage! Natürlich nicht! Es sei denn, man trinkt davor täglich mehrere Glas Weißbier, und zwar kurz vor dem Einschlafen. Und selbst das muss nicht zu einer Schwabbelwampe führen, wenn man gleichzeitig für den Iron Man auf Hawaii trainiert.

Ich selbst habe erlebt, wie der belgische Triathlon-Weltrekordler Marino Vanhoenacker nach einem harten Trainingstag ungefähr ein Kilo Champignon-Rahm-Nudeln mit Speckwürfeln und danach noch eine halbe Schwarzwälder Kirschtorte verputzte.

Wie kommt es also, dass Pep Guardiola plötzlich die Verfettung seiner Mannschaft anprangert? Gute Frage! Die Antwort darauf gibt, wie so häufig, das RTL-Dschungelcamp. Geschlechterkarikaturen von Männlich- und Weiblichkeit wie Thorsten „Klötze in der Buxe“ Legat und Sophia „Hallöchen Popöchen“ Wollersheim erkämpften sich Platz drei und zwei.

Alte Frage: Was hat das noch mit Fußball zu tun? Wer Thorsten Legat mit seinen 15 Bundesligajahren unter der Dschungeldusche gesehen hat, kann unschwer erkennen, dass sich im Profifußball in den letzten Jahren ein sich immer wieder überbietender Optimierungswahn entwickelt hat.

Fußball als virtuelle Ware

Fußballer werden zunehmend jünger, dünner, hübscher und geschlechtsneutraler. Typen wie der legendäre Alemannia-Aachen-Stürmer Günter Delzepich, ein 100-Kilo-Ochse, der den Tivoli gepflügt hat, sind heute nur noch Sagengestalten.

Heutige Profis hingegen werden zu Avataren einer Gaming-Industrie, die den Fußball nur als virtuelle Ware begreift. Es ist so offensichtlich und durchschaubar, dass es fast wehtut, und noch schlimmer ist, dass das kaum jemanden so richtig stört.

Dabei muss das Misstrauen gegen dünne Kerle doch lebendig werden, wenn man sieht, dass zwei leptosome Hungerhaken wie Pep Guardiola und Thomas Tuchel gerade die Deutungshoheit über den deutschen Fußball ausfechten – der Pastaverbieter Tuchel und der offensichtlich projektiv dysmorphophobisch und darüber hinaus mit dem seltenen Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom belastete Guardiola. (Im Pschyrembel nachschlagen oder direkt Doktor Müller-Wohlfahrt anrufen!)

Der Österreicher Max Merkel, fulminanter Menschenverächter und Meistertrainer, ließ in seiner Zeit bei 1860 München gerne zum Abschlusstraining vor einem Bundesligaspiel die Raucher gegen die Nichtraucher spielen. Natürlich gewannen immer die Raucher!

Pizarro – ein echter Mensch!

So sollte man es auch in der Bundesliga machen. Lass doch die doofen Streber ihre Meisterschaft austragen. Wen interessiert das? Wer sollte sich ernsthaft damit identifizieren? Gynäkologen gegen einbeinige Piraten, das war schon in den siebziger Jahren Monty Pythons Antwort darauf.

Es gibt aber immerhin noch ganz wenige Lichtblicke. Claudio Pizarro, Schlitzohr und Genussmensch, keinem Caipirinha abgeneigt, ein Oldtimer auf drei Felgen, rettet Werder Bremen mit zwei Toren ein 3:3-Unentschieden zu Hause gegen die Hertha! Ein echter Mensch! Aus einer anderen Zeit!

Macht Pizza eigentlich dick?

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