Kolumne Ökobiz: Schlafen für den guten Zweck

Verpennt, weil die Schlummertaste gelockt hat? Eine App ermöglicht nun nachhaltiges Schlafen dank Snooze-Spende-Funktion.

Noch eine Viertelstunde ... Bild: reuters

Der Feind liegt jeden Morgen neben meinem Bett: die Schlummerfunktion des Handyweckers. Ein geliebter Feind, dem ich Tag für Tag erliege. Noch fünf Minuten weiterpennen … und noch mal fünf … ganz kurz kann ich doch noch … ach, jetzt ist es eh egal, wer braucht schon Frühstück? Wenn ich viel zu spät und schnaufend vom Sprint in der U-Bahn stehe, schwöre ich mir: Das ist jetzt vorbei. In Zukunft setze ich auf nachhaltiges Schlummern.

Meine lästigen Angewohnheiten muss ich zum Glück nicht ändern, sondern lediglich eine neue Wecker-App namens iCuckoo installieren. Sie verwandelt Langschläfertum in Wohltätigkeit. Wird die Snooze-Taste gedrückt, spendet die Aufsteh-Unwillige automatisch für eine Wohltätigkeitsorganisation ihrer Wahl.

Bisher ist die App leider noch nicht im deutschen App-Store erhältlich, das Herunterladen aus dem britischen Store ist kompliziert. Dabei ist die Idee so gut: mit Abhängen die Welt verbessern. Da würde jeder Morgen zum Spa. Während ich eine Viertelstunde schnarche, würde gleichzeitig der Regenwald gerettet.

Das Prinzip Spenden durch Schlummern lässt sich auch noch ausdehnen: Seit Jahren versuchen schlappe Kollegen, den Zwischenschlaf im Büro als „Power Nap“ als konzentrationsfördernden Energiespender zu tarnen. Der Rest denkt trotzdem, was für Schnarchnasen. Sackt der Kopf jetzt mal wieder auf die Tastatur, ist die Sache klar: Der ist besonders eifrig, Gutes zu tun! Ein Hoch auf den nachhaltigen Schläfer!

Charity-Deckmäntelchen für's schlechte Gewissen

Gerade im Advent können von Weihnachtsfeiern und Glühweingelagen gebeutelte Büro-Döser die Schlummer-Spende-Funktion gebrauchen, um ihrem Kater samt pochendem schlechten Gewissen ein kuscheliges Charity-Deckmäntelchen umzuhängen.

Vorbei auch mit der Selbstzerfleischung, weil sich die Sofa-Siesta am Wochenende doch auf Kosten des Hausputzes hingezogen hat. Bitte sehr, was ist ein bisschen Staub unter dem Kanapee schon gegen das Leid auf der Welt?

Doch manchmal, frühmorgens während meiner halbwachen Träume zwischen Snooze-Taste und neuerlichem Weckerklingeln, dämmert in mir eine Ahnung, dass wir die Welt vielleicht doch nicht im Schlaf retten werden. Also, bald beginnt ein neues Jahr – mit dem guten Vorsatz, mich mehr zu engagieren. Wie heißt es doch: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Aber vorher noch einmal fünf Minu…

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*1985, seit November 2017 Redakteurin für europäische und globale Politik im taz-Auslandsressort. Hat seit 2014 immer mal wieder für die taz gearbeitet, meistens für das Ressort Wirtschaft und Umwelt, und schreibt gern über die EU und über Entwicklungspolitik.

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