Kolumne Ich meld mich: Weisheit überm Urinal

Bunt ist es oftmals auf den öffentlichen Toiletten. Aber auch gute Tipps und Ratschläge sind dort manchmal an den Wänden zu finden.

Toilette in England

Verhaltensregel für die Zeit danach Foto: imago/Danita Delimont

Auf den Flughafentoiletten von Pekanbaru in Sumatra erhalten die Reisenden wertvolle Ratschläge mit auf den Weg. „Nicht Besitz macht glücklich, sondern wie wir ihn genießen“ steht da etwa. Oder: „Schlaf ist die goldene Kette, die Körper und Gesundheit zusammenhält.“

Die Wand hinter den Urinalen ist beklebt mit Bildern von lachenden Blumen, stillen Flüssen, gesunden Äpfeln und jubelnden Kindern. Und jeder dieser Idyllen ist eine tiefe Lebensweisheit zugeordnet: „Ein glückliches Äußeres beginnt im Inneren.“ „Betet nicht um ein einfaches Leben. Betet darum, stärkere Männer zu werden.“

Und: „Keep smiling – das Leben ist eine wunderbare Sache. Es gibt so viel, worüber wir lächeln können.“ Ausgerechnet Marilyn Monroe, die Todtraurige, soll das gesagt haben.

Einher mit der körperlichen Erleichterung geht fast unmerklich die geistige Ertüchtigung – beschwingt und bereichert schreiten die Herrn von dannen. Werbung auf Toiletten – ein Thema, dem gerade bei uns noch viel zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Meist erschöpft sie sich in der unsensiblen Reklame für Medikamente gegen Blasenschwäche und nachlassende Potenz oder gipfelt in schnöden Verhaltensregeln: „Geh näher ran – er ist kürzer, als du denkst“. Fehlen nur die Adressen lokaler Urologen.

Doch ex oriente lux – aus dem Osten kommt wieder mal die Erleuchtung. Indonesien zeigt uns, wie wahre Lebenshilfe aussieht. Diesem Vorbild folgend, könnten auch deutsche Toiletten viel zum seelischen Gleichgewicht ihrer Kunden beitragen. „Du kommst zu spät? Die Bahn kommt gar nicht“, würde so manchen Fernreisenden inmitten seiner Kofferberge getröstet schmunzeln lassen.

„Nimm dir Zeit – dein Stau baut sich erst auf“, zauberte ein fröhliches Lächeln auf das gramzerfurchte Antlitz des termingeplagten Lkw-Fahrers. Und wie viele gehetzte Fluggäste fänden endlich ihre innere Ruh, wäre es ihnen vergönnt, zwischen Wasch­becken und Handtuchspender zu lesen: „Hetz nicht, mein Freund, hat keinen Zweck – dein Flieger, der ist leider weg.“

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