Kolumne Generation Camper: Wiedersehen mit Point Alpha

Die Ost-West-Grenze an der Rhön. Ein Damals-Heute-Vergleich in einem Fotobuch, das die Atmosphäre perfekt eingefangen hat.

Am Point Alpha heute. Bild: imago/müller-stauffenberg

Einst westlichster Zipfel der Warschauer-Pakt-Staaten und, wie man im Westen mutmaßte, Einfallstor der Truppen aus dem Osten, kurz Fulda-Gap oder Point Alpha genannt. Hier erwartete alle Welt den Ausbruch des dritten Weltkrieges. Wir kommen an einem Museumsort an.

Das Camp der US-Amerikaner im Westen ist im Original erhalten geblieben, es steht unter Denkmalschutz. Im ehemaligen östlichen Teil ein „Haus auf der Grenze“, das in einer Dauerausstellung den Kalten Krieg thematisiert. Schulklassen sind auf Erkundungstour, man inspiziert die Reste des Zauns und der Grenzanlagen und spaziert über den Kolonnenweg.

„Erkennst du etwas wieder?“, will C. von mir wissen. Schwierig. Die Landschaft der Rhön, wie wir sie damals kennenlernten, ist so nicht mehr. Wir kannten diese grässliche breite Narbe, die sich Grenze nannte und durch die hügelige Landschaft mäanderte. Sie ist wie ausradiert. Heute ist alles gefällig und grün und vollkommen. So vollkommen, als wäre dieses Damals gar nicht wahr gewesen. Dass uns, „Zonenrandkindern“ der Nachkriegszeit, diese Grenze unheimlich war, dass hier unsere Welt zu Ende ging, dass es dahinter, im Osten, nur schwarz und kalt und böse sein konnte?

Dass dieses „Drüben“ auch noch bewacht wurde? Nie, so erinnern wir uns, fuhren wir ohne Fernglas und Kamera an die Grenze und machten dann dasselbe wie die Grenzer auf der anderen Seite: glotzen und fotografieren. Immer stand man sich Auge in Auge gegenüber. Erlebnisse, die uns prägten. Dass dieses Gegenüber einfach verschwunden ist – auch irgendwie unheimlich. Hüben wie drüben muss es zahllose Fotos geben.

Vielleicht ist es ein Vorteil von Gedenkjahren wie 2014, dass solche großartigen Fotobücher entstehen wie „Deutschland grenzenlos“ (Ch. Links Verlag). Ein Damals-heute-Vergleich, der die Atmosphäre perfekt eingefangen hat. Nicht, dass wir uns gern daran erinnern, aber es tut gut, dieses Kapitel deutscher Geschichte zwischen zwei Buchdeckeln zu wissen.

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