Kleinteiliger Regenatlas für Deutschland: Das Unwetter lokalisieren

Der Deutsche Wetterdienst untersucht kleinräumige Unterschiede bei Starkregen. Dabei gibt es sogar Differenzen zwischen einzelnen Stadtteilen.

Ein Auto fährt durch eine überflutetet Straße

Schäden durch extreme Wetterlagen nehmen zu. Foto: dpa

BERLIN taz | „Bei uns hat es geschüttet wie aus Kübeln“, sagt einer. Und ein anderer, ein Dorf oder ein Stadtteil weiter wohnend, erwidert überrascht: „Bei uns war es trocken.“ Das ist typisch bei Schauerwetterlagen – mal kommt hier und mal kommt dort eine Husche herunter. Ist der Regen aber extrem, kann es bei Unwettern gerade in Städten zu starken Schäden kommen.

Auf lange Sicht könnte festgestellt werden, ob es lokale Unterschiede für das Auftreten von Starkniederschlägen gibt. Davon ist jedenfalls die Bundesbehörde für Meteorologie, der Deutsche Wetterdienst, überzeugt, die am Dienstag in Berlin ein entsprechendes Forschungsprogramm vorstellte.

Die Wetterbehörde hat ihre bodenbasierten Niederschlagsmessdaten mit radarbasierten Daten abgeglichen und so erstmals alle kleinräumigen extremen Niederschläge in Deutschland bewertet. „Wir haben daraus einen Datensatz erstellt, der alle extremen Niederschlagsereignisse in Deutschland seit 2001 erfasst“, sagte Paul Becker, Vizepräsident der Behörde. Da dieser Zeitraum von 15 Jahren relativ kurz sei, könne aus klimatologischer Sicht noch nicht bewertet werden, ob sich die Häufigkeit extremer Niederschläge in diesem Zeitraum verändert habe.

Gleichwohl sei der Zeitraum lang genug, um reine Zufälligkeiten im lokalen Starkniederschlagsgeschehen auszuschließen. „Man kann mit den Daten schon etwas anfangen“, so Becker. Dies sei insbesondere für Stadtplaner interessant, die Regenrückhaltebecken neu dimensionieren wollten. Auch Einsatzkräfte müssten so genau wie möglich wissen, mit welchen Überschwemmungen von Straßen und Gebäuden sie gerade in dicht besiedelten Städten zu rechnen haben.

Beispielsweise hat die stadtteilgenaue Erfassung von Starkniederschlägen in Köln ergeben, dass diese – im langjährigen Durchschnitt – in den rechtsrheinischen Quartieren etwas heftiger ausfallen als in den linksrheinischen. Als Ursache kommen hierfür die ersten Ausläufer des Bergischen Landes in Betracht, das unweit östlich von Köln beginnt. Luv- und Lee-Effekte an Gebirgen sind lange bekannt: So regnet es etwa im Nordweststau des Harzes (Luv bei Westwetterlagen) deutlich mehr als am Südostrand des Mittelgebirges, der häufig im Lee liegt.

Paul Becker, DWD

„Hohe Gebäude können Einfluss auf Starkregen haben“

Der Grund: Treffen Luftmassen auf ein Hindernis, steigen sie nach oben – bei feuchten Luftmassen entstehen dann häufig Wolken, aus denen Regen fällt. Auf der bergabgewandten Seite ist es dann trockener.

Auch lokal gibt es solche Effekte. „Hügelketten, hohe Gebäude und größere Wasserflächen können einen Einfluss auf Starkniederschläge haben“, sagte Becker.

Das Jahr 2015 war in Deutschland das zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Sommer gab es im fränkischen Kitzingen mit 40,3 Grad einen Temperaturrekord. Bemerkenswert waren auch die verbreitete Dürre im Frühjahr und der akute Schneemangel bis in hohe Lagen im Dezember.

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