Kinder im syrischen Bürgerkrieg: Das bislang schlimmste Jahr

Mehr als 2.500 Fälle direkter Gewalt und schwerer Kinderrechtsverstöße wurden in Syrien offiziell dokumentiert, berichtet das Kinderhilfswerk Unicef.

Ein Kind guckt durch einen Zaun

„Das Leid der syrischen Kinder hat ein beispielloses Ausmaß erreicht“, sagt ein Unicef-Regionaldirektor Foto: ap

KÖLN afp | Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat das vergangene Jahr als das bislang schlimmste für Kinder in Syrien seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 bezeichnet. Schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder in Syrien erreichten 2016 einen „traurigen Höchststand“, erklärte Unicef am Montag in Köln.

„In dem bisher brutalsten Jahr des Konflikts haben die Tötung, Verstümmelung und Rekrutierung von Kindern drastisch zugenommen.“ Insgesamt seien mehr als 2.500 Fälle direkter Gewalt und schwerer Kinderrechtsverstöße offiziell dokumentiert worden.

Allein für das vergangene Jahr bestätigte die Organisation den gewaltsamen Tod von 652 Kindern – „ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“. 255 dieser Kinder starben demnach in oder in der Nähe ihrer Schule. Diese Statistik erfasse jedoch nur Vorfälle, in denen der Tod der Kinder und die Umstände überprüft werden konnten. Es sei davon auszugehen, dass diese Zahlen „nur die Spitze eines Eisbergs darstellen“.

Mehr als 850 Minderjährige seien zudem durch bewaffnete Gruppen rekrutiert worden, doppelt so viele wie 2015. Kinder und Jugendliche würden immer häufiger nicht nur für unterstützende Tätigkeiten wie Träger oder Wachtposten, sondern auch direkt als Front-Kämpfer eingesetzt. In Einzelfällen müssten Minderjährige auch Hinrichtungen und Bombenattentate ausführen oder als Gefängniswärter arbeiten.

„Das Leid der syrischen Kinder hat ein beispielloses Ausmaß erreicht“, erklärte der Unicef-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, Geert Cappelaere. „Millionen von Kinder sind täglich großer Gefahr ausgesetzt. Ihr Leben wurde völlig auf den Kopf gestellt.“ Jedes dieser Kinder sei „für das ganze Leben geprägt mit schrecklichen Folgen für seine Gesundheit, sein Wohlbefinden und seine Zukunft“.

In dem seit März 2011 andauernden Gewaltkonflikt wurden der UNO zufolge mehr als 310.000 Menschen getötet und Millionen weitere in die Flucht getrieben. Der Ausbruch des Konflikts jährt sich dieser Tage zum sechsten Mal.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.