Kampf Kolumbianischer Kleinbauern: Protest gegen Koka-Massaker

Soldaten haben in Kolumbien Koka-Felder vernichtet. Die Kleinbauern wehren sich, indem sie eine ganze Region lahmlegen. Die Regierung wirf ihnen Nähe zur Farc vor.

Das Militär zerstört eine Koka-Plantage. Bild: reuters

BUENOS AIRES taz | Zwei Tote und mindestens 16 Verletzte lautet die bisherige Bilanz der seit über zwei Wochen andauernden Auseinandersetzungen von Spezialeinheiten der kolumbianischen Polizei und der Armee mit der aufgebrachten Bevölkerung in der nordöstlichen Provinz Norte de Santander. 8.000 Kleinbauern blockieren seit zwei Wochen die Straßen um die Kleinstädte Tibú und Ocaña.

Auslöser war Anfang Juni das nach Meinung der Bauern „nicht abgesprochene Ausreißen der Kokastrauchpflanzungen“ in den Hochlagen um Tibú und Ocaña durch Soldaten. Die Bauern errichteten deshalb Kontrollstellen auf den Zufahrtswegen zu den Ortschaften. Mehrfach versuchte die Armee gewaltsam, die Straßen zu räumen. Dorfbewohner warfen Brandsätze auf das Rathaus in Ocaña und beschuldigten die Behörden der Komplizenschaft mit den Militärs.

Als Reaktion auf den Widerstand schickte Staatspräsident Juan Manuel Santos vergangene Woche seinen Landwirtschaftsminister Francisco Estupiñán nach Tibú. Dieser sollte die Vorteile des Kokasubstituierungsprogramms der Regierung erläutern. Doch das Treffen scheiterte kläglich. Weil die Regierungsdelegation auf der Teilnahme der Militärs an der Zusammenkunft beharrte, zogen die Bauern wieder ab. Santos warf den Bauern darauf vor, von den Guerilleros der Farc infiltriert zu sein.

Seit Jahren fordern die organisierten Kleinbauern die Einrichtung einer sogenannten Zona de Reserva Campesina (ZRC) in ihrer Region. Sie berufen sich dabei auf ein Gesetz von 1994, nach dem die Regierung staatliches Land als Schutzzonen Kleinbauern übereignen kann. Nach offiziellen Angaben gibt es jedoch nur sechs solcher Zonen, mit insgesamt 830.000 Hektar Fläche, wo 75.000 Menschen leben.

Neun Millionen Hektar Schutzzonen

Die Farc-Guerilla hatte bei den mit der Regierung laufenden Friedensgesprächen die Einrichtung von mindestens 59 solcher Schutzzonen mit einer Gesamtfläche von neun Millionen Hektar vorgeschlagen. Ob und wie viele davon in der Ende Mai verkündeten Einigung auf eine Agrarreform zwischen Farc und Regierung vorgesehen sind, ist nicht bekannt. Details werden erst bekannt geben, wenn das ganze Paket für ein Friedensabkommen geschnürt ist.

Die Proteste in der Provinz Norte de Santander dauern an. Die Kleinbauern fordern Gespräche mit dem Landwirtschaftsminister ohne Militärs und die Schaffung einer Zona de Reserva Campesina als Alternative zum Kokaanbau.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.