Japans Ministerpräsident ehrt Kriegstote: Opfergabe statt Besuch

Shinzo Abe verzichtet auf einen Besuch des Yasukuni-Schreins und schickt eine Opfergabe. Aus Peking kommt Kritik. Kann es trotzdem eine Annäherung geben?

Kein Abe weit und breit, nur ein Schreinmädchen und Shinto-Priester. Bild: reuters

TOKIO/PEKING dpa | Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat eine Opfergabe an den umstrittenen Yasukuni-Schrein übersandt. Er schenkte ein Paar zeremonieller Zweige eines heiligen Baumes, besuchte den Schrein aber nicht selbst, wie das Shinto-Heiligtum im Herzen Tokios am Freitag bekanntgab. Dort werden die 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten verehrt, darunter verurteilte Kriegsverbrecher. Opfergaben und Pilgerbesuche hochrangiger Politiker lösen immer wieder Spannungen mit den Nachbarländern China und Südkorea aus.

Abes Opfergabe signalisiert, dass er mit Blick auf die belasteten Beziehungen zu beiden Staaten den Schrein in diesem Jahr nicht besuchen wird. Trotzdem kam Kritik aus China. „China spricht sich entschieden gegen den negativen Trend aus, der sich in den Beziehungen von Japan zu dem Yasukuni-Schrein abzeichnet“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, am Freitag laut Mitteilung. „Nur wenn sich Japan ernsthaft und tiefgreifend mit seiner aggressiven Geschichte auseinandersetzt und seinen Militarismus begrenzt, kann es bessere und stabile Beziehungen zu China geben.“

Seit Wochen wird um ein Treffen zwischen Abe und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping beim Gipfel der Asien-Pazifik-Staaten (APEC) in Peking gerungen. Chinas Chefunterhändler wollen die japanische Delegation zu Zugeständnissen drängen. Zum einen fordert Peking, dass keine japanischen Regierungsmitglieder mehr den Yasukuni-Schrein besuchen. Zum anderen will China Japan zum Nachgeben im Streit um die chinesisch Diaoyu und japanisch Senkaku genannt Inselgruppe im Ostchinesischen Meer bringen. Beide Seiten beanspruchen die Inseln als ihr Territorium.

Im Dezember vergangenen Jahres war Abe selbst zum Yasukuni-Schrein gereist und hatte damit China und Südkorea provoziert. Peking hatte Abe daraufhin zur unerwünschten Person erklärt. Seit Wochen schreiben chinesische Staatsmedien von einer möglichen militärischen Konfrontation zwischen beiden Staaten. Dass Abe dieses Mal nicht persönlich zum Schrein gegangen war, wurde jedoch als ein beschwichtigendes Signal an Peking gewertet.

Dafür pilgerte wie jedes Jahr zum Auftakt eines viertägigen Herbstfestes eine überparteiliche Gruppe von rund 100 japanischen Abgeordneten in den Schrein.

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