Japanisches Trio Asa-Chang&Junray: Dr. Tabla und der rituelle Folk

Seltsam, aber schön: Die drei japanischen Kammer-Popper von Asa-Chang & Junray gehen erstmals überhaupt auf Tour.

Die Tabla ist ein Stockwerk tiefer: Asa-Chang&Junray Foto: Fuminari Yoshitsugu

Es sind ja oftmals die größten KünstlerInnen, die heute einen Charts-Hit raushauen und morgen einen Zwanzig-Minuten-Drone. Björk wäre da ein Beispiel, vielleicht auch David Bowie, oder Lou Reed. Asa-Chang spielt mit diesen nicht in einer Liga. Trotzdem: Der japanische Musiker bietet seine Musik in zwei völlig verschiedenen Welten dar. Mindestens. Wenn er nun mit seinem Projekt Asa-Chang & Junray erstmals nach Europa kommt, trifft man einen exzentrischen Künstler, der so gar keine Berührungsängste hat – und zudem wirkt, als hätte er von solchen und anderen Zwängen noch nie etwas gehört.

„Neben meiner eigenen Musik spiele ich gerade viel im Fernsehprogramm für Kinder, mache Musik für Werbung. Das ist selbstverständlich alles kompatibel“, sagt er im Interview. Hauptberuflich ist Asa-Chang Produzent im Bereich des ­J-Pop, jener seit den 1990ern etablierten japanischen Musikrichtung, die Eurodance anspruchsvoll wie barocke Choräle klingen lässt.

Nebenbei entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Percussionisten seines Landes. Vor allem die Tabla hat es ihm angetan, die er prominent in seine Musik einbrachte, nachdem er 1997 das Tokyo Ska Paradise Orchestra verließ – ein Kollektiv aus dem Tokioter Untergrund, von Asa-Chang 1988 gegründet, das bis heute mit seiner Mischung aus Jazz, Ska, Rock und Dub die heimische Musikszene befruchtet.

Merkwürdiges Amalgam

Die Tabla ist aus dem Sound heute fast getilgt. Als Asa-Chang & Junray 1998 gegründet wurde, umfasste die Gruppe noch den Gitarristen Hidehiko Urayama, bald auch den Tabla-Spieler ­U-zhaan – und das namensgebende Soundsystem Junray Tronics. Die Compilation „Jun Ray Song Chang“ wurde 2002 veröffentlicht und machte die Musik außerhalb Japans zum Geheimtipp – selbst die britische DJ-Legende John Peel war begeistert. Ihr Sound war ein merkwürdiges Amalgam aus ostasiatischem Folk, Ritual-Musik, Computerstimmen und europäischer Kammermusik.

Irre Rhythmik dominiert das Klangbild: Die Silben von Sprache und die Schläge der Tabla werden eins, aber ein Song wie „Hana“ funktionierte eben dennoch auch als Titelmelodie der Anime-Serie „Flowers of Evil“, die Baudelaire-Motive aufgreift.

Musik von Asa-Chang&Junray: https://asa-changjunray.bandcamp.com/

Live: Asa-Chang&Junray: 3. Oktober. "Musikbrauerei" Berlin, 7. Oktober "Westwerk" Hamburg, 9. Oktober "Stadtgarten" Köln, 11. Oktober "Einstein" München

Trotzdem blieb Asa-Chang eher dem japanischen Markt verbunden. „Eigentlich hätten wir schon vor 15 Jahren nach Europa kommen sollen“, sagt er nun. Das hiesige Publikum dürfte allerdings mit der Musik von Asa-Chang & Junray heute besser vertraut sein: Sie erinnert bisweilen an die folk-elektronischen Seiten des Morr-Labels, aber mit deutlich mehr Störgeräuschen, krude zusammengefügten Stimmen. Der absurde Sprachwitz, der in dieser wunderlichen Musik liegt, bleibt nicht-japanischsprachigen HörerInnen indes verborgen. „Wir haben keine Nachfolger, also müssen wir selbst unser Werk erben, während wir gleichzeitig Neues entwickeln.“

Auch in der japanischen Szene könnte man dabei Verwandte finden: das psychedelische Improv-Duo Tenniscoats zum Beispiel, hierzulande bekannt geworden als Teil des No­twist-Projekts Spirit Fest, oder die legendäre Exzentrik-Kapelle Maher Shalal Hash Baz. „Das ist eine Szene. Aber wir machen unser eigenes Ding“, kommentiert Asa-Chang. Seltsam, aber schön!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.