Israelisch-palästinensischer Konflikt: Mit dem Rücken zur Wand

Die Raketenangriffe militanter Palästinenser auf Israel dauern an. Beim Begräbnis eines jungen Palästinensers in Jerusalem fanden Straßenschlachten mit der Polizei statt.

Zwei Palästinenser klettern über die israelische Schutzmauer. Bild: reuters

TEL AVIV/GAZA dpa | Israel und militante Palästinenser im Gazastreifen haben ihren Schlagabtausch trotz Berichten über eine mögliche Waffenruhe fortgesetzt. Israels Artillerie griff den Gazastreifen am Freitag an, nachdem vier Raketen und zwei Mörsergranaten im Süden eingeschlagen waren.

Im arabischen Ostteil Jerusalems wurde im Beisein Tausender Trauergäste der junge Araber beigesetzt, der mutmaßlich einem Rachemord zum Opfer gefallen war. Hunderte wütende Palästinenser lieferten sich vor und während des Begräbnisses Straßenschlachten mit der Polizei.

Auslöser der jüngsten Eskalation war die Entführung und Tötung dreier israelischer Jugendlichen und der mutmaßliche Racheakt an einem palästinensischen Teenager. Die Familie des 16-Jährigen aus Ost-Jerusalem beschuldigt israelische Siedler, den Jugendlichen ermordet zu haben. Der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld betonte jedoch am Freitag, ein krimineller Hintergrund sei weiterhin nicht auszuschließen.

Neben den Unruhen in Ost-Jerusalem und im Westjordanland gab es die Sorge vor einer neuen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen. In den Medien kursierten am Freitag zugleich Berichte über eine bevorstehende Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Dafür gab es aber keine Bestätigung von israelischer Seite.

Ziel ist eine Waffenruhe in 72 Stunden

Die palästinensische Zeitung Al-Quds berichtete am Freitag, Hamas und Israel hätten sich unter ägyptischer Vermittlung auf einen Stopp der gegenseitigen Angriffe geeinigt. Hamas habe darauf bestanden, dass beide Seiten die Attacken gleichzeitig einstellen, schrieb die Zeitung. Das Ziel sei eine vollständige Waffenruhe binnen 72 Stunden.

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman warnte jedoch am Freitag bei einem Besuch in der Grenzstadt Sderot, eine Waffenruhe wäre „ein schwerer Fehler“. Lieberman sagte: „Wir müssen diejenigen fassen, die den Terror unterstützen, einschließlich (der Hamas-Führer) Chaled Maschaal und (Ismail) Hanija, die damit zu tun haben, und sie müssen wissen, dass sie legitime Zielscheiben sind.“

Die israelische Armee hatte am Donnerstag Bodentruppen an den Rand des Gazastreifens verlegt. Israel betont aber, es sei nicht an einer weiteren Eskalation interessiert. In der Nacht zum Freitag kam es zum ersten Mal seit Tagen nicht zu israelischen Luftangriffen in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer.

Seit Ende November 2012 gilt eine stets brüchige und von beiden Seiten immer wieder missachtete Waffenruhe. Sie beendete einen achttägigen blutigen Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas.

Die Hamas ist gegen Friedensverhandlungen

Die Hamas spricht Israel zwar das Existenzrecht ab und ist gegen die Friedensverhandlungen, hat aber lange versucht, kleinere militante Gruppen von Angriffen gegen Israel abzuhalten, um nicht selbst Ziel von Gegenangriffen zu werden. Israel wirft der radikalislamischen Organisation jedoch vor, an den jüngsten Raketenangriffen selbst beteiligt gewesen zu sein.

Ein Geschoss aus Gaza sei von dem Raketenabwehrsystem Eisenkuppel zerstört worden, teilte die Armee mit. Mindestens zwei weitere seien auf freiem Feld eingeschlagen. Die Bewohner der Ortschaften nahe dem Gazastreifen wurden aufgefordert, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte Hamas vor einem weiteren Beschuss Südisraels mit Raketen gewarnt. Falls in der Region nicht wieder Ruhe einkehre, würden die an den Rand des Gazastreifens verlegten Bodentruppen energisch handeln. „Die Sicherheit unserer Bürger kommt vor allem anderen“, sagte Netanjahu.

In Jerusalem waren angesichts befürchteter Ausschreitungen tausende Polizisten in erhöhter Alarmbereitschaft. Zu den Gebeten auf dem Tempelberg am ersten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan wurden nur Männer über 50 und Frauen zugelassen.

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