Hilfsgüter-Angebot für Ebola-Gebiete: Regierung reagiert nicht

Ein Berliner Verein will die Ebola-Gebiete mit medizinischer Ausrüstung und Betten unterstützen. Er stößt auf behördliche Ignoranz.

Flug mit medizinischem Material auf dem Weg nach Senegal, September 2014. Bild: dpa

BERLIN taz | Es war ein Hilferuf, der die Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft auf dem Weltgesundheitsgipel vorige Woche in Berlin verstummen ließ: Im Kampf gegen Ebola, sagte die Botschafterin Liberias, mangele es auch an Gummihandschuhen, Leichensäcken, Desinfektionsmitteln, Betten, Zelten. An medizinischem Basismaterial also, über das Industrienationen verfügen und das zu spenden sie bereit sind. Wie kann es sein, dass dieses Material nicht zu den Hilfsbedürftigen gelangt?

Es kann sein, weil die Bundesregierung es offenbar nicht für nötig hält, auf entsprechende Angebote von Hilfsorganisationen zu reagieren. Das zeigt aktuell das Beispiel der Berliner Vereinigung für internationale Katastrophenhilfe e. V.: Anfang Mai 2014 wendet sich deren Präsident, Andreas Teichert, an das Bundesgesundheitsministerium sowie das Auswärtige Amt, Arbeitsstab Humanitäre Hilfe: „Vor dem Hintergrund […], dass sich das Ebola-Zaire-Virus rasch noch weiter ausbreiten könnte […], könnten wir Unterstützung mit einem […] Einsatzteam sowie einem Behandlungsplatz mit Betten und medizinischer Ausrüstung anbieten“, schreibt Teichert. Ferner bietet er aus dem „Bestand rund 18 Mio. Untersuchungshandschuhe sowie hunderte Liter Handdesinfektionsmittel an“.

Als Reaktion aus den Ministerien erfolgt: nichts. Teicherts Vereinigung, staatlich anerkannt, gemeinnützig und in der Transparenz-Datenbank des Berliner Senats eingepflegt, gehört nicht zu den großen Playern unter den Hilfsorganisationen. Erfahrung mit humanitären Einsätzen hat sie dennoch: Tsunami, Fukushima, Bosnien – immer waren die Ehrenamtlichen dabei. „Was jetzt passiert, habe ich noch nicht erlebt“, sagt Teichert.

Im Laufe des Sommers wiederholt er seine Hilfsangebote, nun auch beim Bundesverteidigungsministerium. Am 1. Oktober, fünf Monate nach seinem ersten Schreiben, erhält Teichert erstmals eine Rückmeldung – per E-Mail aus dem Büro der Parlamentarischen Staatssekretärin im Gesundheitsministerium: „Laut neuesten Informationen“ könne man ihm nun mitteilen, dass er sich an das Referat VN05 im Auswärtigen Amt wenden möge, zuständig für die Koordination humanitärer Hilfe. Referat VN05 freilich schweigt – bis heute.

Anfang Oktober entsendet das Verteidigungsministerium einen minimal beladenen Frachtflug nach Westafrika. Die Gummihandschuhe bleiben in Deutschland. „Es herrscht ein unstrukturiertes Tohuwabohu“, beschwert sich Teichert am 8. Oktober beim Auswärtigen Amt. Antwort: keine.

Gegenüber der taz erklärt sich das Verteidigungsministerium für unzuständig: „Die Recherche hier im Haus hat ergeben, dass […] die Anfragen bitte an das Auswärtige Amt zu stellen sind.“ Das Gesundheitsministerium bedauert, es verfüge „über keine eigenen Haushaltsmittel, um Projekte von Hilfsorganisationen zu unterstützen“. Das Auswärtige Amt bittet um Geduld: „Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung verschafft sich derzeit in der Region einen Überblick über den Bedarf, der für weitere Maßnahmen besteht.“

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