Hannover 96 scheitert: Lauter Trost

Die Ultras von Hannover 96 sind nach Verhandlungen mit Clubboss Martin Kind ins Stadion zurückgekehrt. Am missratenen Debüt von Trainer Michael Frontzeck konnten aber auch sie nichts ändern.

Zwiespältig: Die Stimmung stimmt bei Hannover 96. Auf dem Rasen steht der Umschwung noch aus. Bild: dpa

HANNOVER taz | Während die Profis von Hannover 96 Arm in Arm den Worten ihres neuen Trainers lauschten, wartete der harte Kern der Fans sehnsüchtig auf die Verlierer. „Ich habe den Jungs gesagt: Es gibt keinen Grund, den Kopf zu senken“, berichtete Interimscoach Michael Frontzeck. Der 1:2-Pleite vom Sonntag gegen die TSG Hoffenheim folgte etwas Neues, etwas Anderes. Nach 14 sieglosen Bundesligaspielen erlebt Hannover 96 auf der Zielgeraden der Saison eine Versöhnung. Die Fans in der Nordkurve feierten die Sieglosen in den roten Trikots wie ganz große Gewinner. Das neue Miteinander zwischen Spielern, Zuschauern und Vereinsführung spendet Trost bei einer sportlichen Misere, die kein Ende finden will.

Denn das Debüt des bloß für fünf Spiele als Retter und Nachfolger des entlassenen Tayfun Korkut verpflichteten Frontzeck begann mit einem Fiasko. Nach nur 60 Sekunden hatte es bereits 1:0 für Hoffenheim gestanden, durch ein Abseitstor von Anthony Modeste. Doch dieser Mischung aus Panne und Benachteiligung folgte kein Verzweifeln, sondern ein Aufbäumen.

Gutes Spiel nach Schock

„Wir wussten vorher, wie schwierig das hier wird. Die Zuschauer haben wie eine Wand hinter der Mannschaft gestanden“, sagte Hoffenheims Cheftrainer Markus Gisdol. Das Grinsen in seinem Gesicht verriet, wie froh er über den glücklichen Sieg der TSG war. Denn das 1:1 für Hannover durch einen von Lars Stindl verwandelten Foulelfmeter (24.) hatte Sven Schipplock sechs Minuten vor Spielende mit dem 1:2 zunichte gemacht.

Dem frühen Schock zum Trotz hatte das Team von Hannover 96 ein richtig gutes Spiel gemacht. Vor 46.200 Zuschauern dominierten die Niedersachsen die Partie, litten aber auch unter jener Verunsicherung, die alle Klubs im Abstiegskampf befällt. Und sie fühlten sich von Schiedsrichter Günter Perl nicht nur beim 0:1 benachteiligt. „Wir dürfen uns aber nicht mehr mit dem Gestern beschäftigen, sondern nur mit dem Morgen“, findet Sportdirektor Dirk Dufner. Die von ihm zusammengestellte Mannschaft sollte ursprünglich um einen Platz in der Europa League mitspielen. Aber weil Hannover in diesem Jahr noch kein einziges Spiel gewonnen hat, macht sich Ratlosigkeit breit.

Alles zurück auf null – diese Formulierung fällt in diesen Tagen bei Hannover 96 immer wieder. Mit dem Trainerwechsel ist der letzte sportliche Impuls gesetzt worden, der möglich ist. Aber da gibt es eben auch noch diesen Schwung, der seinen Ursprung in der Fankurve hat. Nach ihrem monatelangen Boykott sind die Ultras ins Stadion zurückgekehrt und stärken der Mannschaft den Rücken. Ihr Streit mit Präsident Martin Kind über die Auslegung der Hausordnung ist vorerst beigelegt.

„Wir haben den Dialog geführt und Vereinbarungen getroffen“, sagte der Vereinsboss nach der Partie. Seine Freude darüber blieb sichtbar überlagert durch die sportliche Not. Kind traut Frontzeck zu, die richtige Mischung aus Stabilisierung und Emotionalisierung der Mannschaft hinzubekommen. Aber auch ihm will es nur noch bedingt gelingen, Zuversicht zu verbreiten.

Stimmung gibt Kraft

„Eigentlich hat sich heute alles richtig gut angefühlt“, sagte 96-Torhüter Ron-Robert Zieler. Er klang stolz und ratlos zugleich. „Wir brauchen jetzt jeden Punkt, den wir bekommen können“, sagte er. Die Mehrheit der 96-Profis schöpft Kraft daraus, dass es im Stadion wieder stimmungsvoll zugeht. Aus der Nordkurve, wo sich der harte Kern der Fans traditionell heimisch fühlt, war jener Krach zu vernehmen, der jedem 96-Profi Beine machen muss. Dort herrschte eine erstaunlich positive Grundstimmung. Das Transparent „Dufner raus“ spielte da nur eine Nebenrolle.

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