Gullydeckel sind Mangelware in Berlin: Die Fachfirma ist schon informiert

Nichts geht mehr auf der Stadtautobahn A100, weil ein Gullydeckel bricht. Ach Berlin, du bist so wunderbar, wenn du nicht so richtig rund läufst.

Gibt's in verschiedenen Ausführungen, hier die Disko-Variante: ein Gullydeckel Foto: Ingo Wagner/dpa/picture alliance

Es ist doch immer wieder unterhaltsam, welche vermeintlich kleinen Details den Alltag einer Großstadt so kolossal aus dem Tritt bringen können. Am frühen Dienstagmorgen war es in Berlin ein Gullydeckel, und er brachte die Stadt nicht nur aus dem Tritt, sondern legte sie quasi lahm: Nichts ging mehr auf der Stadtautobahn A 100, nachdem in Höhe des Dreiecks Funkturm ein Gullydeckel gebrochen war. Bereits um sechs Uhr morgens twitterte die Verkehrsinformationszentrale: „Guten Morgen in Berlin und Brandenburg! Sollten Sie über die #A100 Richtung Wedding fahren müssen, sollten Sie schon jetzt starten!“

Ein Ratschlag, der durchaus hätte funktio­nieren können und an den @VIZ_Berlin offenbar zu diesem Zeitpunkt noch selbst glaubte. Dann stellte sich aber heraus: Nicht nur Standesamtstermine, LehrerInnen, Kitaplätze und ein Hauptstadtflughafen sind in Berlin Mangelware, auch Gullydeckel hat diese Stadt nicht auf Lager.

Zumindest nicht die Art von Gullydeckel, die es am Autobahndreieck Funkturm benötigt. Denn als ein aufmerksamer Leser von @VIZ_Berlin um sieben Uhr nachhakte und die völlig berechtigte Frage twitterte: „Kann man einen Gullydeckel nicht auswechseln??!!“, hieß die Antwort sinngemäß: Ja, klar, theoretisch schon. Aber praktisch habe die Autobahnmeisterei, die bei der Senatsverkehrsverwaltung angedockt ist, eben keinen passenden Deckel „auf Lager“. Immerhin: „Die Fachfirma ist schon informiert.“

Von der Information bis zur Anlieferung am Ort des Geschehens dauerte es dann aber ­offenbar ein wenig: Ein milde-amüsierter Radiomoderator, der vermutlich am Vor­mittag bereits seit Stunden die Ortskundigen zum „weiträumigen Umfahren“ des Stadtrings angehalten hatte, startete schließlich gegen zehn Uhr einen Aufruf, etwaige im ­eigenen Zuhause versteckte Gullydeckel bei der Autobahnmeisterei abzugeben.

Dann hat sich die Fachfirma am Dienstag mit dem Deckel aber doch noch erfolgreich durch den Stau gekämpft – der sich schließlich bis in die Stadt hineingefressen hatte und einen #Stillstand im Berufsverkehr auslöste. Allerdings, das wusste die Autobahnmeisterei mitzuteilen: Die Reparaturarbeiten würden noch eine ganze Weile dauern, weil auch die Einfassung des Gullys erneuert werden müsse. Vor dem frühen Nachmittag solle man sich bloß keine Hoffnungen machen. Das wurde dann am frühen Nachmittag von einem Sprecher der Verkehrsverwaltung „nach derzeitigem Arbeitsfortschritt“ und unter Berücksichtigung der Trocknungszeiten für den Beton auf den frühen Abend korrigiert.

Nach derzeitigem Arbeitsfortschritt? Das heißt in dieser Stadt, siehe Flughafen, meistens nichts Gutes. Ach Berlin, du bist so wunderbar, wenn du nicht ganz rund läufst.

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