Gründer von American Apparel: Unterbehost, aussortiert

Miese Zahlen, Vorwürfe sexueller Übergriffe: American Apparel hat sich nun endgültig von Dov Charney getrennt. Sein Abgang könnte laufende Kredite gefährden.

Setzte sich für die Rechte von MigrantInnen ein, profitierte aber auch von deren billiger Arbeit: Dov Charney (Archivbild von 2009). Bild: reuters

LOS ANGELES dpa/afp | Nach Vorwürfen sexueller Übergriffe sowie hohen Verlusten muss der Gründer und Chef der US-Modemarke American Apparel gehen. Der Verwaltungsrat enthob Dov Charney mit sofortiger Wirkung aller seiner Ämter. Die Anleger zeigten sich erleichtert: Der Kurs stieg am Donnerstag vorbörslich um 20 Prozent.

„Wir haben keine Freude dabei verspürt, aber der Verwaltungsrat ist der Auffassung, dass es das Richtige war“, erklärte Gremiumsmitglied Allan Mayer am Mittwoch (Ortszeit) am Firmensitz in Los Angeles. Er nannte jedoch keinen konkreten Grund für die abrupte Ablösung. Die Geschäft führt bis auf Weiteres Finanzchef John Luttrell. Charney sei beurlaubt worden und werde das Unternehmen innerhalb der nächsten 30 Tage verlassen, teilte American Apparel mit.

Der exzentrische Gründer Charney hatte American Apparel 1989 im kanadischen Montréal gegründet und den Firmensitz später nach Los Angeles verlegt. Mit coolen T-Shirts und freizügiger Werbung konnte er das Unternehmen zu einem Kultlabel aufbauen. Doch in den vergangenen Jahren häuften sich die Probleme. Mitarbeiterinnen warfen Charney sexuelle Belästigung vor, er soll dafür bekannt gewesen sein, gelegentlich in Unterhosen durch die Fabriken gegangen zu sein. Die Beschäftigung von Mitarbeitern ohne Aufenthaltserlaubnis flog auf.

Gleichzeitig wandten sich die Kunden ab, es gab Ärger wegen der Missachtung von Börsenstandards und die Schulden wuchsen. American Apparel warnte zwischenzeitlich sogar vor der Möglichkeit einer Pleite. Nach Firmenangaben könnte der Wechsel an der Spitze die laufenden Kredite gefährden. Man werde mit den Geldgebern sprechen. American Apparel hat 10.000 Angestellte und betreibt rund 250 Filialen in 20 Ländern, auch einige in Deutschland.

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