Grimme Online Award: Böhmermann geht leer aus

Das Netzprojekt „Straßengezwitscher“ wurde mit dem Preis ausgezeichnet. Zwei Dresdner berichten damit über rechte Demos und Angriffe auf Flüchtlingsheime.

Ein Mann lacht

War aber nominiert: Jan Böhmermann Foto: dpa

KÖLN dpa | Einfallsreich gemachte Webangebote zu aktuellen Themen wie Flüchtlingen, Rechtsextremismus und Russland sind mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Zu den acht Preisträgern gehörte am Freitagabend in Köln zum Beispiel das Twitter-Projekt „Straßengezwitscher“, mit dem zwei Dresdner konsequent über rechte Demos und Angriffe auf Flüchtlingsheime berichten. Der ebenfalls nominierte ZDF-Satiriker Jan Böhmermann ging leer aus.

Einen der acht Awards bekam das Portal „dekoder“, das ausgewählte Recherchen, Reportagen und Projekte aus unabhängigen russischen Medien ins Deutsche übersetzt. Nach Meinung der Jury trägt das Portal damit dazu bei, „eine echte Aufmerksamkeits- und Wissenslücke in der hiesigen Öffentlichkeit zu schließen“.

Das Angebot in der Kategorie Information sei diesmal besonders reichhaltig gewesen, hob die Jury hervor. „Hier schlagen sich aktuelle Brennpunktthemen nieder wie die Flüchtlingskrise.“ Das Multimedia-Special „Trappeto-Solingen-Trappeto… und zurück“ wurde dafür ausgezeichnet, dass es eine Familiengeschichte aus der ersten Generation italienischer „Gastarbeiter“ mit der Gegenwart verbindet. Die Produktion von Deutschlandradio Kultur sei „ein hervorragendes Beispiel für multimediales Storytelling im Dienste einer vielschichtigen Sozialreportage“, lobte die Jury.

Für ebenfalls preiswürdig hielten die Juroren das Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost. „Fantasievoll und leidenschaftlich greift das Team aktuelle, relevante und lebensnahe Themen auf, sucht nach der passenden Datengrundlage und einer überzeugenden grafischen Darstellungsform“, hieß es.

Als außergewöhnlich bewertete die Jury auch den Blog „makellosmag“. Der Macherin Corinne Luca gelinge hier eine ironische Brechung der Themen klassischer Frauenmagazine – „Feminismus durch die Hintertür“. Die Künstlerin Barbara. wiederum hinterlässt im öffentlichen Raum Kommentare, zum Beispiel auf Plakaten oder Verkehrsschildern, und postet sie bei Facebook. „Charmant, subtil, schon fast poetisch“, urteilte die Jury.

Ein weiterer Award ging an ein Interaktivprojekt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Klänge aus der Natur wiedergibt, von Elefantenrufen im Regenwald bis zu knurrenden Fischen und knisternden Korallenriffen. Schließlich wurde auch noch das Portal „DADA-DATA“ prämiert, das dem Nutzer auf vielfältige Weise die Kunstrichtung Dada erschließt.

Der undotierte Grimme Online Award zeichnet seit 2001 deutsche Online-Angebote aus. Er gilt als wichtigster deutscher Preis für qualitativ hochwertige Internetangebote. Für die insgesamt acht Preise waren diesmal 28 Webangebote aus 1200 Einreichungen in vier Kategorien nominiert.

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