Gewalt im Irak: 73 Tote bei Anschlag auf Gotteshaus

In einem Dorf nördlich von Bagdad ist eine sunnitische Moschee attackiert worden. Der Irak-Gesandte des Papstes fordert den Schutz religiöser Minderheiten in dem Land.

Ein Mann auf der Kuppel einer wiedereröffneten sunnitischen Moschee in Bagdad. Auch die Gotteshäuser der Sunniten sind das Ziel von tödlichen Anschlägen. (Archivbild, 2007) Bild: ap

BAGDAD/ROM dpa/ap/rtr | Bei einer Attacke auf eine sunnitische Moschee sind im Irak nach bisherigen Angaben 73 Menschen getötet worden. Nach einem Selbstmordanschlag während des Freitagsgebets in dem Dorf Imam Wais rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bagdad hätten Bewaffnete das Feuer auf Gläubige eröffnet, berichteten irakische Beamte.

Bei dem Anschlag in der Provinz Dijala wurden nach Angaben eines Polizei- und eines Armee-Offiziers mindestens 64 Menschen verletzt. Als Sicherheitskräfte und schiitische Kämpfer herbeieilten, seien weitere Bomben explodiert, so dass die Täter die Flucht ergreifen konnten.

Es war nicht unmittelbar klar, ob die Attacke auf das Konto von schiitischen Milizionären oder IS-Kämpfern geht. Nahezu alle Selbstmordanschläge im Irak wurden bislang von sunnitischen Milizionären ausgeführt. Aber auch schiitische Kämpfer hätten diese Methode im libanesischen Bürgerkrieg genutzt, gaben Beobachter zu bedenken.

Der Nachrichtensender Al-Arabija verlautbarte, dass es sich bei den Tätern um schiitische Milizionäre gehandelt habe. Die Angreifer wollten sich dem Sender zufolge für einen Sprengstoffanschlag rächen. Nach dem Angriff habe es außerhalb der Moschee Zusammenstöße gegeben.

Das Nachrichtenportal Al-Mada berichtete unter Berufung auf die Polizei, bei einer Explosion in derselben Region seien vier Kämpfer einer schiitischen Miliz getötet worden.

Filoni beeindruckt von Kurden

Der Irak-Gesandte von Papst Franziskus hat Schutz für die von islamischen Extremisten verfolgten religiösen Minderheiten gefordert. Sie müssten verteidigt und beschützt werden, um in ihre Häuser zurückkehren zu können, sagte Kardinal Fernando Filoni am Freitag nach seiner Rückkehr von einer Reise in den Norden des Iraks. Dort müssen vor allem Jesiden und Christen vor der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat flüchten.

Filoni unterstrich dabei die Position des Vatikans, dass der Einsatz militärischer Gewalt in dem Fall gerechtfertigt sei. Es sei „gesetzmäßig“, ungerechtfertigte Aggression zu stoppen. Über das „Wie“ müsse aber die internationale Gemeinschaft entscheiden und nicht nur ein Land. Im Norden des Iraks hatte der Papst-Gesandte mit Geld ausgeholfen und sich mit Christen und Jesiden getroffen.

Seiner Einschätzung nach wollen die dort gegen die Islamisten kämpfenden kurdischen Streitkräfte militärische Ausrüstungen, nicht aber Bodentruppen. „Sie wollen keinen Krieg, sie wollen nur ihr Land verteidigen“, sagte Filoni. „Ich fand es sehr, sehr beeindruckend.“

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