Georgischer Ex-Präsident Saakaschwili: Erst festgenommen, dann befreit

Der ukrainische Geheimdienst hatte den georgischen Politiker wegen „Beihilfe für eine kriminelle Vereinigung“ verhaftet. Demonstranten befreiten ihn.

Michail Saakaschwili, wie er bei seiner Festnahme in ein Auto gedrückt wird

Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes nehmen am 5.12.2017 in Kiew Michail Saakaschwili fest Foto: dpa

MOSKAU ap/dpa | Der frühere georgische Präsident Michail Saakaschwili wurde am Dienstag in Kiew zunächst vom ukrainischen Geheimdienst SBU festgenommen, nachdem er laut Berichten ukrainischer Medien auf das Dach seines Hauses geklettert war und gedroht hatte, hinunterzuspringen.

Der Geheimdienst bestätigte die Festnahme wegen „Beihilfe für eine kriminelle Vereinigung“. Saakaschwili drohen deswegen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Juri Lutsenko sagte im Fernsehen, Saakaschwili stehe im Verdacht, mit ukrainischen Geschäftsleuten mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst dabei unter einer Decke gesteckt zu haben, Präsident Petro Poroschenko stürzen zu wollen. Die Ermittler zerrten Saakaschwili vom Dach und brachten ihn in den Gefangenenbus.

Dann kam die Wende: Hunderte Anhänger blockierten die Straße, zerstachen die Reifen des Busses und warfen die Windschutzscheibe ein. Nach rund drei Stunden zogen die Demonstranten den 49-Jährigen aus dem Fahrzeug heraus. „Ich rufe dazu auf, auf die Straßen und die Plätze zu gehen und den Prozess der Befreiung von (Präsident Petro) Poroschenko und seiner Bande zu beginnen“, rief Saakaschwili örtlichen Medien zufolge den Demonstranten zu. An einer Hand hatte der prowestliche Politiker noch eine Handschelle hängen.

Saakaschwili, der sowohl die ukrainische als auch die georgische Staatsbürgerschaft verloren hat, will mit Demonstrationen die Amtsenthebung von Präsident Poroschenko erreichen. Die Proteste sollen von Politikern finanziert worden sein, die 2014 nach dem Sturz der Regierung nach Moskau geflohen waren. Aus Behördensicht unterstützte er damit Kriminelle.

Eine mögliche Gefahr für Poroschenko

Saakaschwili war fast ein ganzes Jahrzehnt lang Präsident Georgiens gewesen. 2013 verließ es das Land. In seiner neuen Heimat Ukraine setzte er sich für den Kampf gegen Korruption ein und gilt als der derzeit wohl populärste Oppositionspolitiker, der eine Gefahr für Poroschenko darstellen könnte.

Der hatte Saakaschwili einst zum Gouverneur der Provinz Odessa gemacht, ehe die beiden miteinander brachen. Poroschenko entzog Saakaschwili im Juli die ukrainische Staatsbürgerschaft; zurzeit ist er staatenlos. Trotzdem hat sich Saakaschwili im November auf den Weg von Polen in die Ukraine gebahnt.

2015 hatte er bereits die Staatsangehörigkeit seines Heimatlandes verloren, weil er den ukrainischen Pass angenommen hatte. Wäre er noch in Gefangenschaft, dann drohte ihm die Abschiebung nach Tiflis. Georgien hat wegen Ermittlungen zu Korruption und Amtsmissbrauch um eine Auslieferung gebeten.

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