Geistlich studieren: Zweite Chance für die Orgel

Bremen bekommt nun doch einen neuen Kirchenmusik-Masterstudiengang – nachdem 2015 noch die geplante Schließung die Kirchen empörte

Rohrflöte, 4 Fuß. Die Kunst besteht darin, die richtigen Register zu ziehen, damit Geld fließt Foto: Jan Woitas (dpa)

Neu, innovativ und deutschlandweit einzigartig soll er werden – der „Master of Music Kirchenmusik“ an der Hochschule für Künste Bremen (HFK). Der Masterstudiengang mit Schwerpunkt auf Alter Musik startet im kommenden Wintersemester. Drei Studierende sollen künftig pro Jahr für den neuen Studiengang zugelassen werden. „Mit dem neuen Profil hat der Studiengang bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Herbert Grüner, Rektor der HFK. Er sei froh, dass es nun doch gelungen sei, die Kirchenmusik in Bremen zu halten.

2015 sah das noch ganz anders aus: Der Akademische Senat beschloss die bestehenden Bachelor- und Masterstudiengänge der Kirchenmusik bis 2020 auslaufen zu lassen. Diese Entscheidung begründete dieses höchste Entscheidungsgremium der Hochschule damals mit dem umstrittenen Wissenschaftsplan 2020, der der HFK Sparvorgaben machte. Gegen die Einstellung der Studiengänge protestierten damals die Bremer Kirchen.

„Es war sehr schmerzvoll, einzusehen, dass eine Finanzierung des bestehenden Studienangebots nichts möglich ist“, so Edda Bosse, Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche. Gut ausgebildete KirchenmusikerInnen würden die Fortschrittsfähigkeit der Kirchen zeigen. Aus diesem Grund finanziert die Evangelische Kirche nun eine halbe Professorenstelle an der HFK. Diese wird mit Stephan Leuthold, Domorganist im St. Petri Dom besetzt. Bis zu 35.000 Euro wollen sie jährlich für die Stelle bereitstellen.

Auch der katholische Gemeindeverband beteiligt sich an der Finanzierung des Studiengangs. 15.000 Euro wird er jährlich dazu geben. „Die Finanzierung des kleinen Studiengangs war ein Kraftakt“, so Rektor Grüner. Er freue sich besonders, dass die Karin und Uwe Hollweg-Stiftung für fünf Jahre eine Stiftungsprofessur ermögliche. Selbst wenn diese später wegfalle, sei der Studiengang dauerhaft gesichert. Weitere Stellen wolle die HFK nicht schaffen.

„Durch die Schwerpunktsetzung auf Alte Musik können bereits vorhandene Lehrangebote in den Master integriert werden“, so Detlef Bratschke, Professor für Ensembleleitung an der HFK. Diese Synergie ermögliche es, die Kosten niedrig zu halten. Kern der Ausbildung zum Kirchenmusiker sei das Orgelspiel, an der HFK liege der Fokus nun auf Stücken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Ausbildungsinhalte im Bereich moderner Popularmusik, in den Kirchen derzeit ein stark wachsender Bereich, seien nicht vorgesehen.

Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) hält den Neuanfang für „ganz hervorragend“. Mit der Profilierung des Masters trage die HFK zur Ausdifferenzierung der Bremer Hochschullandschaft bei.

„Neben der finanziellen Unterstützung sind auch Sachleistungen für den Master Kirchenmusik sehr wichtig“, sagt Grüner. „Im Bistum Osnabrück dürfen Studierende der Hochschule für Künste Tag und Nacht an unseren Orgeln üben“, sagt Franz-Josef Rahe, Bischöflicher Beauftragter des Bistums, der auch an der HFK lehrt. Norddeutschland verfügt mit einem Bestand von mehr als 200 Orgeln aus allen Perioden seit der Spätgotik über eine einzigartige Orgellandschaft. Das Bistum Osnabrück ist auch ein potentieller Arbeitgeber für künftige AbsolventInnen des Masters für Kirchenmusik.

Rahe bewertet die Berufsaussichten für KirchenmusikerInnen als „so gut wie noch nie“. Durch die Zusammenlegung von Kirchengemeinden sei die Finanzierung von Stellen für KirchenmusikerInnen leicht zu ermöglichen.

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