Geflüchtete in Bulgarien: Schneller die Mauer ausbauen

Gut 7.000 Flüchtlinge haben in Bulgarien offiziell um Hilfe gebeten. Der Regierung von Premier Boiko Borissow ist das zu viel.

Ein hoher Zaun

Der neugebaute Zaun zwischen Bulgarien und der Türkei soll Flüchtlinge abhalten. Foto: dpa

SOFIA taz | In den letzten Tagen hatte Nikola Kasakow, Vorsitzender der Staatlichen Agentur für Flüchtlinge in Bulgarien, viel zu erklären. Die von ihm geführte Institution hat die Statistik für das erste Halbjahr bekannt gegeben. Und sie zeigt klar: Seit Anfang des Jahres sind so viele Asylbewerber in das Land gekommen, wie nie zuvor.

„Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres haben wir 2,2-mal größeren Flüchtlingsdruck und die Tendenz steigt“, sagt Kasakow der lokalen Nachrichtenagentur Focus. Im Juli registrierte seine Agentur genau 1.869 Asylbewerber – ein monatlicher Rekord für Bulgarien.

Im ersten Halbjahr haben sich genau 7.348 Menschen beim Staat angemeldet, um Schutz zu suchen. Zum Vergleich: Für 2013 wurden insgesamt 7.144 und für 2014 genau 11.081 Menschen registriert. Aber: In den ersten sieben Monaten 2015 wurden bereits 9.217 Personen erfasst. Die meisten davon kommen aus Syrien (4.092), Afghanistan (2.187) und dem Irak (2.139).

Wegen des hohen Migrationsdrucks hat die Regierung von Premier Boiko Borissow die Mauer an der bulgarische-türkischen Grenze ausgebaut. Anfangs sollte sie 31 Kilometer lang werden. Nun soll die gesamte 131 Kilometer lange Grenze zur Türkei gesichert werden.

Asylverfahren in 3 bis 6 Monaten

Es gibt auch einen politischen Grund für diese Entscheidung. Im Jahr 2013, als die erste große Migrationswelle begann, konnte die damalige Regierung von Premierminister Plamen Oresharski nicht schnell genug reagieren. Die Verunsicherung der Bevölkerung stieg schnell, die Popularität der Regierung sank.

Flüchtlinge, die nun trotz Mauer die staatlichen Grenzen überschreiten, landen in einem Asylzentrum. Das größte befindet sich nahe der bulgarisch-türkischen Grenze in der Stadt Harmanli, wo zurzeit 1.842 Menschen untergebracht sind.

Dort müssen sie auf ihre Asylentscheidung warten, meist 3 bis 6 Monate. Laut neuester Statistik leben in allen sechs Zentren 5.130 Asylbewerber. „Wir haben noch für 1.200 Menschen freie Plätze“, erklärt Nikola Kasakow. Doch die Agentur sei bereit, im Notfall weitere Unterkünfte zu schaffen.

Solange die Asylbewerber in einem Asylzentrum wohnen, bekommen sie alles Überlebenswichtige, aber nicht mehr: kostenlose Unterkunft, Essen, medizinische Versorgung und Arzneimittel. Erst wenn sie als Asylbewerber anerkannt sind, dürfen sie sich frei im Land bewegen. Vielen reicht das nicht. Sie reisen weiter in andere EU-Staaten, anstatt in Bulgarien zu bleiben.

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