Galerieempfehlungen für Berlin: Farbe in Bewegung

Tipps der Woche: Kinetische Lichtskulpturen von Yoko Seyama und gemalte Lufträume von Suyeon Kim.

„Saiyah #2 – Light and Color composition“, Light kinetic installation, 2014 Foto: Yoko Seyama

Sichtbares Licht entspricht nur einem Bruchteil der elektromagnetischen Strahlung, die uns umgibt. Doch dieser Teil lässt sich unendlich multiplizieren: Yoko Seyama inszeniert in ihren Installationen Licht in Bewegung. Ganz simpel, in Relation zu Schatten und mit sorgfältiger Aufmerksamkeit dafür, welcher Einfallswinkel welche Farbvariationen erzeugt.

„Saiyah #2“ – zu sehen in der Gallery2 – kommt mit nur einer Lichtquelle aus. Sie trifft auf vier Spektralglasscheiben, die sich nach einem Algorithmus bewegenden. Aus unzähligen, parallel komponierten Farb- und Schattenbahnen entsteht so ein immersiver Farbraum.

Bis 30. 7.,Di. 12–18 Uhr, Do. 12–20 Uhr, Fr. 10–17 Uhr,Auguststr. 2

Trotz oder gerade wegen der mathematischen Kalkulationen, mit denen Seyama arbeitet, entstehen Bewegungsmomente, die vollkommen organisch wirken. Die als Mobile gehängten „Melody Dots 14“ geraten in erratische Schwingungen wie die eines Spinnennetzes. „In Soil“, riesige grün schimmernde Lichtschwaden (als Video zu sehen), sind in der Tat der Zikade gewidmet, die auf synästhetische Weise hör- und sichtbar wird.

Enzyklopädie des Luftraums: Die Arbeitsschichten der Malerin Suyeon Kim

Sie träumt vom Fliegen, ist Malerin, und dabei wird sie – das ist in ihrer ersten Ausstellung in Deutschland auf eindrückliche Weise erfahrbar – gleichsam zur Szenografin. Suyeon Kim eröffnet mit ihrer Einzelausstellung „Early efforts of balooning“ die Reihe „Enzyclopedia“ bei Aando Fine Art.

Auf Nachschlagewerken basiert auch Kims Rechercheprozess. Ihrer Ausein­andersetzung mit frühen Flugversuchen liegt eine Suche nach historischen Abbildungen zugrunde (auch die Aando Crew hat Materialien gesammelt), die sie zunächst unter Beigabe eigener Elemente in dreidimensionale Modelle überträgt, die wiederum frei auf die Leinwand zurückübersetzt werden.

Ihre temporären Sets leuchtet sie einem Bühnenbild gleich aus, das samt Umgebung und Schattenwürfen Teil der Bildinformation wird. Diese „paper sculpture drawings“ treten anstelle einer Vorzeichnung und werden häufig am Ende des Arbeitsprozesses von der Künstlerin zerstört. Hier sind die nachgebauten Zeppeline, die auf dem Gemälde „Airstrip“ in ein Wettrennen treten, aber neben anderen Flugobjekten in den Raum integriert.

Bis 5. 8., Di.–Sa. 12–18 UhrTucholskystr. 35

Bunte Bälle schweben in Netzen, wie sie zum Halt von Fessellballons eingesetzt werden. Schließlich ist ein schwarzer Ballon unter den weißen Streifen so wunderbar abstrakt in Öl rekonstruiert, dass nur noch der Titel „Baloon 4“ auf etwas Gegenständliches verweist.

Diese Texte erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Print ausgabe der taz

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.