G-7 Gipfel in Elmau: Frustrierte Kühe

Mit zahlreichen Hintergrundtexten berichtet die taz ab sofort täglich über den nahenden G-7-Gipfel.

Bild: reuters

Auf dem grasigen Hügel neben dem stattlichen Luxushotel, hoch oben auf der Elmaue, ist die Asphaltdecke längst planiert. Hier sollen die Militärhubschrauber landen, wenn sich Anfang Juni die Staatschefs der sieben mächtigsten Industrienationen der Welt für zwei Tage im beschaulichen Alpenidyll treffen – sofern kein Nebel über den Bergspitzen hängt.

Dann können die Hubschrauber dort nicht landen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama müssten mit dem Auto anreisen. Und die schöne Aussicht? All der Aufwand vergeblich? Es dauert nicht mehr lang, bis im äußersten Winkel Bayerns, nahe an der Grenze zu Österreich, wieder jenes politische Großereignis in Gang kommt, dass nicht nur unter Umweltaktivisten und Nichtregierungsorganisationen hoch umstritten ist.

Mit über 20.000 Polizisten sollen die deutschen Sicherheitsbehörden dafür sorgen, dass der gepflegte Austausch zwischen den Regierungsbeamten am 7. und 8. Juni reibungslos vonstattengehen kann. Die taz wird diesen Gipfel gedruckt und online intensiv begleiten, mit einem Liveticker auf taz.de, mit fünf eigenen Reportern, die direkt aus Elmau vom Gipfelverlauf berichten und ebenso in den umliegenden Gemeinden Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald und Klais vertreten sind – den Orten, an denen Beamte des Bundeskriminalamts einen Großteil der Ferienwohnungen belegen, an denen Bauern sich Sorgen machen, wie sie bei all dem Trubel ihre Kühe in der Zeit des Almauftriebs auf die hoch gelegenen Buckelwiesen treiben können, und wo Umweltaktivisten ihre Proteste vorbringen wollen. Wenn sie denn so weit kommen.

Denn seit Monaten setzt die bayrische Landesregierung alles daran, Proteste in der Urlaubsregion möglichst im Keim zu ersticken. Derzeit geht die SPD-Bürgermeisterin in Garmisch-Partenkirchen juristisch gegen das einzige Protestcamp vor, das überhaupt angemeldet werden konnte. Wie erfolgreich sie damit sein wird, werden Sie in der taz lesen können. In der Wochenendausgabe vom 6. Juni lesen Sie eine Reportage, die die große Linie der Gipfelproteste von Seattle über Heiligendamm bis Elmau nachzeichnet. Darin folgen wir Aktivisten, die die Gegenproteste des letzten deutschen G-8-Gipfels in Heiligendamm maßgeblich mitorganisierten. Und wir treffen eine Attac-Aktivistin, die seit Jahren Stammgast im Schloss Elmau ist.

Bis dahin erzählen wir täglich in Hintergrundberichten jene Geschichten, die diesem Großereignis seine Bedeutsamkeit verleihen. Es sind nicht nur die oft mager wirkenden Abschlusserklärungen und die hochpolitischen Debatten über die Krise in der Ukraine oder den globalen Kampf zur Seuchenbekämpfung, sondern auch die vielen Begleiterscheinungen eines solchen Gipfels. Von den umweltpolitischen Auswirkungen bis hin zum Schicksal des 83-jährigen Elmauers Gerhard Haase, der seit 50 Jahren direkt neben dem heutigen Luxushotel wohnt und dem für das nahende Ereignis ein Zwangsumzug ins Pflegeheim bevorsteht – „aus Sicherheitsgründen”.

Martin Kaul, 33, ist taz-Redakteur für soziale Bewegungen